Die ersten drei Monate 2021 wären für die Credit Suisse wohl das beste Quartalsergebnis in den letzten zehn Jahren gewesen. Stattdessen wird die Grossbank am Donnerstagmorgen das schlechteste Quartalsresultat seit rund fünf Jahren verkünden. 900 Millionen Franken Vorsteuerverlust erwartet die Bank, wie sie vor Wochen angekündigt hat.

Schuld ist, wir wissen es, das Doppel-Debakel um die Greensill-Fonds und um den Hedgefonds Archegos. Letzteres kostet die Bank mindestens über 4 Milliarden Franken. Der Skandal weckte erneut erhebliche Zweifel an den Risikomanagement-Fähigkeiten der Bank-Mitarbeiter. Die Bank mit CEO Thomas Gottstein, der erst seit rund einem Jahr im Amt ist,  und mit Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, der in ein paar Tagen glanzlos abtritt, befindet sich wieder einmal in einer grossen Krise.

Dass die Affären bei weitem noch nicht ausgestanden sind, beweist die weiterhin grosse Verunsicherung der Investoren. Die Entwicklung des Aktienkurses spricht seit Wochen Bände, und im Vorfeld der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse sackt der Titel weiter deutlich ab. Die Aktie gab bereits am Dienstag über 3 Prozent nach, deutlich mehr als der Gesamtmarkt. Heute Mittwoch verliert die Aktie wieder rund 1 Prozent und ist damit der schlechteste Titel im Swiss Market Index, der gleichzeitig 0,7 Prozent zulegt.

Seit dem Jahreshöchst Anfang März hat die Aktie der Credit Suisse somit über 30 Prozent an Wert eingebüsst. Der Titel des Erzrivalen UBS ist seither konstant geblieben. Bei der Marktkapitalisierung ist die Credt Suisse (23 Milliarden Franken) auf das Niveau der viel gescholtenen Deutschen Bank abgerutscht (21 Milliarden Euro).

Aktienkursentwicklung der Credit Suisse in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash).

Investoren fordern Klarheit über das Ausmass der Greensill- und Archegos-Fehltritte. Ob die Credit Suisse diese Forderungen am Donnerstag erfüllen kann, darf angezweifelt werden. Wieviel die Lieferketten-Finanzierungsfonds der zusammengebrochenen Greensill Capital die CS definitiv kosten werden, wird sich Experten zufolge erst im Verlauf des Jahres zeigen. Zudem drohen hohe Entschädigungs- und Rechtskosten, auch bei Archegos.

In dieser Sache wird es am Donnerstag wohl mehr Klarheit geben. Denn offenbar stiess die Credit Suisse zwecks Auflösung von Positionen des Hedgefonds im April weiter grosse Aktienpakete ab. Analysten von JP Morgan schätzen den Verlust aus diesen Veräusserungen auf weitere rund 400 Millionen Dollar. Angeblich hatten sich auch Regulierungsbehörden aus der Schweiz und den USA in den letzten Tagen für diese zusätzliche Aktienverkäufe interessiert.

Die Aufsicht wird auch in Sachen Kapitalanforderung eingeschritten sein. "Die Frage ist nicht, ob die Finma ihre Kapital-Anforderungen verschärfen wird, sondern um wie viel", sagte Vontobel-Analyst Andreas Venditti gegenüber Reuters. Die Verschärfung könnte Venditti zufolge bei der Credit Suisse schon im zweiten Quartal greifen und der Bank in kapitalhungrigen Bereichen Geschäft kosten. 

Der Bank-Analyst weist auf eine weitere Gefahr hin: Abgänge von Top-Mitarbeitern. Diese haben eben ihre Boni erhalten und könnten mit vollen Taschen bereit sein für den Absprung. Denn die künftige Entwicklung des Investmentbankings der Credit Suisse ist nach den Skandalen höchst ungewiss.