Mehrere Interessenten aus Europa und Asien hätten in den vergangenen Monaten eine Übernahme von Falcon Private Bank oder Teilen des skandalgeschüttelten Instituts geprüft, sagten mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Banque Havilland aus Luxemburg habe dabei bereits eine vertiefte Prüfung (Due diligence) der Falcon-Bücher begonnen, der Prozess sei aber Anfang Mai abgebrochen worden. Nun peile der Eigner aus Abu Dhabi für die Bank einen Alleingang an, weil es kaum Alternativen gebe, erklärten zwei der Personen. Sollte dennoch ein neuer Kaufinteressent auf den Plan treten, würde Mubadala aber wohl mit sich reden lassen, hiess es.

"Wir treiben die Entwicklung der Bank mit voller Unterstützung des Aktionärs voran", erklärte ein Falcon-Sprecher am Donnerstag. Zu einem möglichen Verkauf wollte er sich nicht äussern. Mubadala lehnte eine Stellungnahme ebenfalls ab und Banque Havilland war vorerste nicht erreichbar. Die in Familienbesitz stehende Banque Havilland hatte mit der Banque Pasche 2016 bereits ein anderes schwer verkäufliches Schweizer Institut geschluckt.

Korrubtionsskandal um 1MDB

Falcon war in den milliardenschweren Korruptionsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt. 2016 hatte die Zentralbank in Singapur deswegen die Schliessung der Falcon-Niederlassung in dem Stadtstaat angeordnet. Zudem eröffnete die Schweizer Bundesanwaltschaft eine Strafuntersuchung, die dem Falcon-Sprecher zufolge nicht abgeschlossen ist. Auch nach zahlreichen Wechseln in der Firmenspitze und einer strategischen Neuausrichtung kam Falcon nicht zur Ruhe. Gegenwärtig seien mehrere Schlüsselposition in der Bank nicht besetzt, und angesichts der unsicheren Zukunftsaussichten sei es auch schwer, neue Spitzenkräfte anzuwerben, sagte ein Insider.

"Jeder, der in der Vermögensverwaltung in Europa wachsen will, hat sich Falcon angeschaut", erklärt ein Banker. "Aber keiner traut sich, ein Angebot vorzulegen." Viele Interessenten fürchteten, sich mit einem Kauf von Falcon rechtliche oder regulatorische Probleme einzuhandeln. Auf der anderen Seite sei Mubadala nicht bereit, zu jedem Preis zu verkaufen. Mindestens eine der Offerten habe der Staatsfonds als zu niedrig erachtet. Einem anderen Banker zufolge beläuft sich der Preiszettel für Privatbanken üblicherweise auf ein bis drei Prozent der verwalteten Vermögen, doch angesichts der Vergangenheit von Falcon sei ein deutlicher Abschlag angemessen. Falcon mit Hauptsitz in Zürich und weiteren Standorten in London, Abu Dhabi und Dubai verwaltet Kundenvermögen von rund 10,5 Milliarden Franken. Der Wert der Anlagen von Mubadala beläuft sich auf rund 128 Milliarden Dollar.

(Reuters)