Das grösste deutsche Geldhaus verdiente Analystenschätzungen zufolge von Januar bis März mehr als eine Milliarde Euro vor Steuern - so viel wie im gesamten Jahr 2020. Der Großteil davon ist dem Börsenboom und dem florierenden Handelsgeschäft zu verdanken.

Bei Börsianern bleiben dennoch Zweifel, ob Bankchef Christian Sewing die für 2022 in Aussicht gestellten Kosten- und Renditeziele erreicht. Denn im Privat- und Firmenkundengeschäft sind wegen der dauerniedrigen Zinsen keine großen Sprünge zu erwarten und Investoren fragen sich, wie nachhaltig die Zuwächse im Investmentbanking sind. Am Mittwoch steht Sewing bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen den Anlegern und Analysten Rede und Antwort.

"Wir erwarten dass die Deutsche Bank hervorragend ins neue Jahr gestartet ist", sagt Benjardin Gärtner, Fondsmanager bei der Union Investment, die zu den Großinvestoren der Deutschen Bank gehört. "Die gute Konjunktur für die Investmentbank hat sich im ersten Quartal weiter verbessert und bleibt die wichtigste Ertragssäule." Schon 2020 hat die Deutsche Bank von der Rekordjagd an weltweiten Börsen profitiert und die Einnahmen im Investmentbanking gesteigert. Unterm Strich stand letztlich ein Überschuss von 113 Millionen Euro - der erste Jahresgewinn seit 2014.

"Ein Teil der Zugewinne im Investmentbanking ist nicht rein zyklischer Natur, sondern auf die stabilere Aufstellung und das gestiegene Vertrauen in die Deutsche Bank zurückzuführen", ist Portfoliomanager Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka zuversichtlich. Es hänge aber viel davon ab, dass das Marktumfeld stabil bleibe. Der künftig für das Investmentbanking zuständige Vorstand Fabrizio Campelli hat Mitte März bei einer Branchenkonferenz bereits verkündet, dass die Geschäfte besser gelaufen sind. Die Erträge der Sparte hätten zu dem Zeitpunkt um rund ein Fünftel über dem Niveau des Vorjahreszeitraums gelegen und alle Bereiche trügen zu dem Ertragsplus bei.

CEO Sewing zeigt sich demonstrativ zuversichtlich

Der Blick auf die andere Seite des Atlantiks macht Anlegern Hoffnung. Institute wie Goldman Sachs, JPMorgan und Citigroup scheffelten Milliarden mit der Betreuung von Börsengängen, dem Handel von Anleihen, Aktien, Rohstoffen und Währungen. Außerdem war der Beratungsbedarf bei Kunden wegen der Corona-Krise höher. Jedoch verdienen die US-Banken auch mit Privat- und Firmenkunden ordentlich Geld, was unter anderem an den nicht ganz so tiefen Zinsen in den USA liegt.

Für die Kapitalmarktsparte der Deutschen Bank erwarten Experten für das erste Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,4 Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. In den Bereichen Privat- und Firmenkunden dürfte dagegen jeweils ein niedriges dreistelliges Millionenergebnis stehen. Die Aussichten für die beiden Sparten, die den ursprünglichen Plänen zufolge eigentlich schon viel weiter sein sollten, bleiben trüb.

"Die Pandemie hat die Zinswende noch unwahrscheinlicher werden lassen", sagt Chefanalyst Jochen Stanzl, vom Researchhaus CMC Markets. "Die Schuldenberge der Regierungen sind weiter gewachsen und dadurch die Abhängigkeit der Staaten von tiefen Zinsen. Das Risiko für die Banken bleibt, dass es trotz der Normalisierung der Wirtschaft zu keiner echten Zinswende kommen wird." Der Aktienexperte glaubt daher nicht, dass bei der Aktie noch viel Luft nach oben ist. Im Februar erklommen die Deutsche-Bank-Titel die Zehn-Euro-Marke und dümpeln seither vor sich hin.

Das mag auch daran liegen, dass kein Analyst damit rechnet, dass Sewing sein Kostenziel von 16,7 Milliarden Euro bis 2022 erreichen wird. Ende 2020 lag der Wert bei 21,2 Milliarden Euro. Doch Sewing zeigt sich demonstrativ zuversichtlich. Bei einer Konferenz des Bankenverbands BdB sagte der frisch zu dessen Präsidenten gekürte Manager, er habe in der Pandemie gelernt, welche Potenziale noch in seiner Bank steckten, die Kosten dauerhaft zu senken. Pläne für Filialschließungen sind bereits bekannt, zudem sollen weitere tausende Jobs wegfallen. Die Zahl der Stellen soll bis 2022 um insgesamt 18.000 auf 74.000 sinken. Ende 2020 beschäftigte die Bank noch rund 84.600 Mitarbeiter.

(Reuters)