Zwei Dinge sind an der Berichterstattung der Grossbanken zum zweiten Quartal ungewöhnlich: Erstens finden die Ergebnispräsentationen der UBS und der Credit Suisse am selben Tag, dem 28. Juli statt. Zweitens fallen die beiden Termine auf einen Freitag. Üblicherweise berichten die Grossbanken an einem Dienstag oder Donnerstag.

Dies hat einige dunkle Vermutungen ausgelöst: "Wer an einem Freitag berichtet, hat etwas zu verbergen, in der Hoffnung, dass es vor dem Wochenende weniger beachtet wird", raunt man am Markt. Wenn die Banken ihre umfangreichen Zahlen- und Datensätze dazu gleichzeitig vorlegen, sinkt die Aufmerksamkeit der Marktbeobacher noch mehr - so die Theorie.

Andere Stimmen aber halten die "Terminkollision" indessen für einen reinen Zufall. Das einmal starre Muster der Dienstags- und Donnerstagstermine bei Bilanzvorlagen habe sich in letzter Zeit sowieso etwas gelockert.

Margen- und Kostendruck

Klar ist, dass auch das zweite Quartal 2017 für keine der beiden Banken ein Sonntagsspaziergang war. In der Vermögensverwaltung sind die Margen bei beiden Banken unter Druck, einem inzwischen jahrelangen Trend folgend: Tiefe Zinsen, der starke Franken und informierte Kunden, die keine hohen Gebühren mehr zahlen wollen, setzen das Geschäft unter Druck.

Tobias Kistler von der St. Galler Kantonalbank geht aber davon aus, dass sich das Blatt langsam wendet: "Im Wealth Management glauben wir, dass der Tiefpunkt bei den Margen durchschritten ist." Beide Banken dürften zudem Kosten gesenkt haben, sagt Andreas Venditti, Bankenanalyst bei Vontobel: "Bei der CS muss man auch sagen, dass die Kostenvorgaben, die im Zuge der Restrukturierung angekündigt wurden, eingehalten sind. Ich gehe davon aus, dass die CS ihre Kosten gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent senken konnte."

Somit wollen Analysten und Anleger am Freitag vor allem wissen, welches Potential in den beiden Privatkunden-Sparten liegt. Eine wichtige Kennzahl im Private Banking ist der Neugeldzufluss. Hier könnte es bei der grösseren der beiden Banken eine gewisse Ernüchterung geben, wie SGKB-Finanzanalyst Kistler sagt: "Der Neugeldzufluss dürfte bei der Credit Suisse etwas besser sein als bei der UBS, denn die UBS belastete auf Eurogelder Negativzinsen, was zu Abflüssen von 3 bis 3,5 Milliarden Franken führte."

Anleihengeschäft schwächelte

Bei der CS wird insbesondere interessieren, wie sich die Wachstumsmärkte entwickelt haben, allen voran Asien. Die zweitgrösste Schweizer Bank hat insofern ein ehrgeiziges Ziel, als dass sie das ursprüngliche Verhältnis der Ertragsanteile von Investmentbank zu Vermögensverwaltung von 60 zu 40 umkehren will – aber nicht mit einem Rückbau der Investmentbank, sondern einem deutlichen Ausbau des Privatkundengeschäfts.

Schwierig sieht es für die CS im Investmentbanking aus. Die Vorgaben von den US-Grossbanken deuteten darauf hin, dass es für die CS vergangenes Quartal etwas schlechter gelaufen sei als für die UBS, sagt Tobias Kistler: "Der Grund ist, dass das Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen etwas unter Druck war. Dieses Geschäft betreibt die Credit Suisse nach wie vor."

Der Aktienhandel, auf den sich die UBS unter anderem konzentriert, sei dagegen besser verlaufen. Für die CS ist dies doppelt ernüchternd, denn sie hat in ihrer Aktienhandel-Abteilung seit dem dritten Quartal des vergangenen Jahres Probleme, wie Vontobel-Analyst Venditti festhält. Ein möglicher Grund ist, dass das Geschäft unter den Sparmassnahmen leidet.

CS verbessert Kapitalposition

Venditti erwartet für die UBS einen Reingewinn von 903 Millionen Franken. Das sind zwar weniger als die 1,03 Milliarden im Vorjahr, aber im zweiten Quartal 2016 blähten Sonderfaktoren von 220 Millionen Franken den UBS-Gewinn auf. So gesehen hat sich die UBS gemäss Vendittis Prognose im abgeschlossenen Quartal operativ gesteigert. Für die CS erwartet er 377 Millionen Franken Gewinn, was mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr darstellen würde. Im zweiten Quartal 2016 war die Bank stark mit ihrem Restrukturierungsprogramm beschäftigt gewesen.

Bei der Kapitalausstattung haben sich die beiden Banken wohl angenähert: Während die UBS laut Venditti ihre Kernkapitalquote bei 14 Prozent in etwa stabil halten kann, dürfte die CS ihre Polster dank Kapitalerhöhung im Vergleich zum Vorjahr von 11,8 auf 13,6 Prozent vergrössert haben. Gemeint sind die Kern-Kapitalquoten, auf die bereits regulatorische Erfordernisse nach dem internationalen Kapitalregelwerk Basel-III angewandt sind.

UBS-Aktie (grün) und CS-Aktie (rot) seit dem 1. Januar 2017 (Grafik: cash.ch)

Bezüglich des Aktienkurses ist nicht zu erwarten, dass sich bei einer der beiden Banken durch das Ergebnis eine Kursexplosion ereignen wird. Im bisherigen Jahresverlauf übertrifft die CS-Aktie (+6,4 Prozent seit 1. Januar) die UBS-Aktie (+4,5 Prozent) puncto Kursverlauf. Beide Aktien haben aber eine volatile Entwicklung hinter sich, wobei der CS-Titel weit mehr den Ruf einer "Zocker-Aktie" hat als jener ihrer grösseren Konkurrentin.

Am Markt ist das Urteil über die beiden Aktien geteilt. Wegen der sehr tiefen Kurse und der fortschreitenden Restrukturierug haben manche Analysten die CS wieder auf "Kauf" gesetzt. SGKB-Analyst Kistler legt sich aber zugunsten der UBS fest: "Beide Aktien sind nicht günstig bewertet - aber die UBS erachten wir entgegen dem Konsens als fair bewertet, die CS hingegen ist teurer. Daher spricht derzeit mehr für die UBS-Aktie als für die CS-Aktie." Auch Andreas Venditti empfiehlt für die CS "Hold", für die UBS aber "Buy".