Das zweite Semester wird nach Ansicht von Julius-Bär-CEO Boris Collardi arbeitsintensiver als die ersten sechs Monate. "Julius Bär hat einen grossen Teil der Integration des IWM-Geschäfts noch vor sich. Das wird uns im zweiten Halbjahr beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass wir uns bis Ende Jahr mit dem Markt bewegen werden", sagt Collardi im Video-Interview.

Eine genauere Prognose für die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr gab Collardi nicht ab, dazu sei es mitten in den Sommerferien noch zu früh. Das Umfeld sei für Anleger angesichts der anhaltend lockeren Geldpolitik vieler Notenbanken allerdings günstig, meinte er am Rande der Präsentation der Halbjahreszahlen.

Zwischen Januar und Juni hatte die Zürcher Privatbank einen adjustierten Konzerngewinn von 261 Millionen Franken erzielt. Das sind 26 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Bis Ende Juni verwaltete Julius Bär Kundenvermögen in der Höhe von 217,7 Milliarden Franken. Das ist gegenüber dem ersten Quartal ein leichter Rückgang. Aus der Integration des IWM-Geschäfts von Merrill Lynch sind Bär dennoch 24 Milliarden Franken an Kundenvermögen zugeflossen.

Die Börse applaudiert zu diesen Zahlen. Die Bär-Aktie legt am Montag über 5 Prozent zu und ist im Tagesverlauf erstmals seit über zweieinhalb Jahren wieder über die Marke von 42 Franken geklettert. Seit Januar summiert sich das Kursplus auf 30 Prozent.

Bär hält an den IWM-Zielen fest

Alleine in den ersten drei Wochen des zweiten Halbjahr sind gemäss Julius Bär zudem weitere 22 Milliarden Franken Vermögen an die Privatbank übertragen worden, die von IWM verwaltet werden. Damit lägen die gesamthaft ausgewiesenen verwalteten IWM-Vermögen bei 47 Milliarden Franken, wovon 19 Milliarden Franken auf den Plattformen von Julius Bär verbucht und bezahlt wurden. Mit den Transfers im Juli hat sich laut den Angaben die Gesamtzahl der Mitarbeitenden von IWM bei Julius Bär auf 1'005 Vollzeitstellen erhöht.

Bis Januar 2015 will Collardi bis zu 72 Milliarden Franken der verwalteten Vermögen von IWM erwerben. Von diesem anvisierten Zielbereich sollen bis Ende 2013 80 Prozent in den Büchern ausgewiesen und 70 Prozent auf den Plattformen von Julius Bär gebucht und bezahlt sein. Gleichzeitig hebt Bär aber auch die Schätzung für die Transaktions-, Integrations- und Restrukturierungskosten um rund 55 auf 455 Millionen Franken. An allen anderen IWM-bezogenen Zielen hält die Bank fest.

Aufwand in Millionenhöhe für US-Steuerstreit

Im Halbjahresergebnis sind auch Aufwendungen von 16 Millionen Franken im Zusammenhang mit dem US-Steuerstreit enthalten. Und Collardi erwartet schon bald etwas mehr Visibilität in dieser Causa. "Ich gehe davon aus, dass Julius Bär sowie der ganze Finanzplatz in der zweiten Jahreshälfte erste Indikationen erhalten, wie hoch mögliche Bussen ausfallen könnten." Julius Bär stehe in dieser Frage in regelmässigem Kontakt mit der Finanzministerin Evelyne Widmer-Schlumpf.

Derzeit sei die Bank noch immer dran, die Fakten zusammenzutragen, wie Collardi an der Telekonferenz sagte. Bezüglich Datenlieferungen benötige die Bank Bär gemäss Collardi keine weiteren Bewilligungen des Bundesrats: Diese habe das Institut bereits im Jahr 2012 erhalten.


Im Video-Interview äussert sich Collardi zudem zu den Halbjahreszahlen.