In Europa ist die Berichterstattung für das vergangene Geschäftsjahr weit fortgeschritten. Bis in wenigen Wochen dürften zumindest die grössten Unternehmen ihre Ergebnisse vorgelegt haben. Das Spezialisten-Team der Berenberg Bank wagt einen ersten Blick zurück und nennt sieben europäische Aktien, bei denen Anleger Konsequenzen aus der Berichterstattung ziehen sollten.

EFG International: Die Aktie von EFG International bekunde seit der Ergebnisveröffentlichung sichtlich Mühe. Die Spezialisten führen diesen Umstand auf die vom US-Steuerstreit ausgehenden Risiken zurück. Da der Vermögensverwalter jedoch den amerikanischen Markt nie aktiv bearbeitet habe, werde die Vergleichszahlung deutlich geringer als bei der Konkurrenz ausfallen.

Nach dem erfolgreichen Turnaround habe das Vertrauen in die Firmenlenker wieder zugenommen. Ab dem laufenden Jahr werde EFG International mit den eigenen Zielsetzungen für die Nettoneugeldentwicklung Schritt halten und in Zukunft höhere Dividenden ausrichten können. Die zum Kauf empfohlene Aktie werde daher den Bewertungsabschlag von 20 Prozent gegenüber anderen Schweizer Vermögensverwaltungsaktien früher oder später wett machen, so die Berenberg-Spezialisten.

Safilo: Beim Brillenhersteller ist es im Vorfeld der Jahresergebnisveröffentlichung zu einem Kurszerfall gekommen. Nach dem Verlust der Lizenzvereinbarung mit dem Modehaus Armani und dem CEO-Wechsel müsse sich das Unternehmen zuerst wieder sammeln. Im vergangenen Jahr hätten die Margen auch aufgrund negativer Verschiebungen bei der Umsatzzusammensetzung und Investitionen für den Aufbau der Zusammenarbeit mit Fendi gelitten.

Die Spezialisten halten die Bewertung der Aktie von Safilo für günstig. Die langfristigen Wachstumsaussichten seien intakt und der Markt werde im laufenden Jahr Vertrauen in die Strategie des neuen CEO schöpfen.

Grifols: Der Hersteller von Plasmaprodukten habe den Markt nicht nur mit einem etwas schwächer als erhofften Jahresergebnis, sondern auch mit einem unter den Erwartungen liegenden Ausblick verschreckt.

Doch gerade im Geschäft mit Plasmaprodukten seien die Aussichten für den Gesundheitskonzern weiterhin sehr gut. Zudem versprechen sich die Spezialisten von der Übernahme von Teilen des Diagnostikgeschäfts von Novartis einiges. Auf längere Sicht sei mit einer tieferen Steuerbelastung zu rechnen. Den Bewertungsabschlag von 26 Prozent gegenüber anderen Mitbewerbern  halten die Experten für übertrieben, weshalb sie die Aktie zum Kauf empfehlen.

Valmet: Beim finnischen Metallverarbeiter sei die Skepsis der Anleger gross, so die Strategen. Das nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen der strukturell angeschlagenen Papierindustrie zuzuordnen sei.

Die Nachfrage bei den Kunden des Zulieferers unterliege Zyklen und mache erstmals Anstalten, Boden gefunden zu haben. Über die kommenden Jahre sei mit einer Belebung der Investitionstätigkeit zu rechnen. Gleichzeitig würden die in der Vergangenheit eingeleiteten Kosteneinsparprogramme vom Markt unterschätzt. Sofern die Firmenverantwortlichen ihre Versprechen einhalten, bestehe bei der Aktie von Valmet ein Aufwärtspotenzial von 50 Prozent.

Delta Lloyd: Seit der Abspaltung von Aviva und dem Börsengang von 2009 friste der Versicherer Delta Lloyd ein Schattendasein. Allerdings würden der geplante Börsengang der Versicherungssparte von ING und die Suche nach zurückgebliebenen Aktien den Fokus vermehrt auf dieses Unternehmen verlagern.

Obschon die Aktie seit Januar bereits um mehr als 10 Prozent an Wert gewonnen hat, sehen die Spezialisten bei Delta Lloyd noch immer Raum für eine weitere Neubewertung in Richtung jener anderer Konkurrenten.

Telefonica: Nur wenig wohlwollende Worte finden die Experten für die Aktie des spanischen Telekom-Unternehmens Telefonica. Das Jahresergebnis habe die Schwachstellen der spanischen Telefongesellschaft gnadenlos offengelegt. Die Kursentwicklung werde sich deshalb nicht mehr länger von der Gewinnentwicklung loslösen können. Die Aktie wird bei der Berenberg Bank weiterhin zum Verkauf empfohlen.

Aixtron: Auch bei Aixtron sehen die Spezialisten kein Licht am Ende des Tunnels. Der Zulieferer für die LED-Industrie sei vom Rivalen Veeco vom Thron als Marktführer gestossen worden. Bei den Abnehmern gebe es weiterhin Überkapazitäten und auch China habe die Subventionen eingestellt.

Das laufende Jahr werde zu einem weiteren Übergangsjahr für Aixtron und die Aktie des Unternehmens bleibe voraussichtlich in einem Handelsband gefangen.