In den letzten Tagen nutzten viele Analysten bei ABB die Gelegenheit, um ihre Gewinnerwartungen im Vorfeld der Quartalsergebnisveröffentlichung noch zu kürzen. Der Aktie des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns setzte das allerdings herzlich wenig zu. Sie beendete die zurückliegende Handelswoche gar mit einem leichten Plus von fast 1 Prozent.

Seit dem frühen Montagmorgen ist nun auch klar, weshalb: Wie eine Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX verrät, hat der Grossaktionär Artisan Partners Titel zugekauft. Neu hält der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen bekannte Finanzinvestor ein 3-Prozent-Paket mit einem Verkehrswert von 1,3 Milliarden Franken.

Teile des Panalpina-Verkaufserlöses genutzt

Das macht Artisan Partners nach Investor AB (10,7 Prozent), Cevian Capital (6,2 Prozent) und dem Vermögensverwalter Blackrock (4,2 Prozent) zum viertgrössten Aktionär von ABB. Artisan Partners hält auch namhafte Beteiligungen am Pharmazulieferer Lonza oder an der Bankensoftwareschmiede Temenos.

Am Luftfrachtspezialisten Panalpina war Artisan Partners ebenfalls beteiligt. Der Finanzinvestor nutzte das grosszügige Übernahmeangebot der dänischen DSV jedoch, um Kasse zu machen. Dass Artisan Partners bei ABB nun einen Teil dieses Verkaufserlöses zum Zukauf von Aktien nutzte, kommt für Beobachter nicht völlig überraschend (cash berichtete).

Vielmehr stellt sich die Frage nach den Gründen, scheint der Finanzinvestor im Hinblick auf die geplante Abspaltung des Stromnetzgeschäfts doch auch bei ABB endlich am Ziel angelangt. Denn neben Cevian Capital gilt Artisan Partners als die treibende Kraft hinter diesem gut 7 Milliarden Dollar schweren Befreiungsschlag. Druck auf das Management ausüben brauchen die beiden Grossaktionäre damit nicht länger.

Erwacht die ABB-Aktie endlich zu neuem Leben?

Beobachter vermuten, dass sich Artisan Partners von der Abspaltung des Stromnetzgeschäfts und der anschliessenden Rückführung des Verkaufserlöses an die Aktionäre positive Kursimpulse erhofft. Noch hat die Aktie von ABB nämlich kaum Vorschusslorbeeren erhalten. Im Gegenteil: Mit einem Plus von knapp 8 Prozent seit Jahresbeginn hinkt die Aktie dem um 14 Prozent höheren Swiss Market Index mit Dividenden-Korrektur (SMIC) hinterher. Seit Anfang 2018 errechnet sich gar ein Minus von etwas mehr als 22 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren erwies sich die ABB-Aktie als ein Nullsummenspiel für die langjährigen Aktionäre wie Artisan Partners.

Die Neuigkeiten rund um die Beteiligungserhöhung durch Artisan Partners kommen bei anderen Anlegern jedenfalls gut an. An der Schweizer Börse SIX erfassen Anschlusskäufe die ABB-Aktie. Zur Stunde gewinnt letztere 0,8 Prozent auf 19,94 Franken.

Auch Beobachter sehen in der geplanten Kapitalrückführung an die Aktionäre einen möglichen Kurstreiber. Längerfristig müssten der "verschlankten ABB" aber operative Fortschritte gelingen. Nur so seien nachhaltig höhere Kurse möglich, so lautet der Tenor.