Über Nacht brachte das Unternehmen 59,5 Millionen neue Aktien für insgesamt 419 Millionen Pfund bei Investoren unter, die Easyjet helfen sollen, die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. "Wir sind die Herausforderungen der Pandemie mit Entschlossenheit angegangen", sagte Vorstandschef Johan Lundgren am Donnerstag. Mit der Kapitalerhöhung, einem Staatskredit und dank des Entgegenkommens der Kunden habe Easyjet mehr als drei Milliarden Pfund zur Verfügung - mehr als gedacht.

Die Fluggesellschaft hatte den Betrieb Ende März wegen der Pandemie eingestellt und die Flotte am Boden gelassen. Erst vor wenigen Tagen hoben die ersten Easyjet-Maschinen wieder ab. In den nächsten zwei Monaten soll der Betrieb weiter hochgefahren werden. Doch Lundgren rechnet damit, dass Easyjet auch noch im vierten Quartal nur mit 30 Prozent der Kapazität vor der Krise fliegen werde. Mehr Passagiere als erwartet hätten ihr Geld nicht zurückgefordert, sondern stattdessen Gutscheine gewählt oder spätere Flüge gebucht. Das habe Druck von Easyjet genommen. Die Buchungen für Ferienflüge seien "ermutigend".

Eine Prognose für das Geschäftsjahr 2019/20 (Ende September) gibt Easyjet nicht. Doch es drohen Stellenstreichungen: Easyjet hatte bereits 4500 Kündigungen angekündigt. Noch im Juni sollen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern beginnen.

Die neuen Aktien wurden zu 703 Pence platziert, fünf Prozent unter dem Schlusskurs vom Mittwoch. Am Donnerstag gab die Aktie um 5,4 Prozent auf 700 Pence nach. Mit der Emission erhöht das Unternehmen das Grundkapital um 15 Prozent. Für einen Teil davon braucht EasyJet noch die Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 14. Juli.

Bereits in den sechs Monaten bis 31. März - also weitgehend vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa, der den Flugverkehr seit Mitte März fast weltweit zum Erliegen gebracht hat - war der Verlust von Easyjet vor Steuern auf 353 (Vorjahr: 272) Millionen Pfund gestiegen. Der Grund: Absicherungsgeschäfte für Treibstoff liefen ins Leere, weil der Ölpreis in den Keller ging. Das kostete Easyjet allein 150 Millionen Pfund. Der Umsatz kletterte um 1,6 Prozent auf 2,38 Milliarden Pfund, obwohl Easyjet mit einem Streik in Frankreich und den Folgen der Winterstürme Ciara und Dennis zu kämpfen hatte.

(Reuters)