Mit dem Segen der EU-Wettbewerbshüter hat der Konzern nun nämlich alle Bewilligungen. Die EU-Kommission hat am Freitag grünes Licht für den 30-Milliarden-Dollar-Deal gegeben. Daraufhin teilten Actelion und J&J mit, alle nötigen Wettbewerbsbewilligungen erhalten zu haben. Allerdings musste sich der US-Konzern den Segen aus Brüssel mit Zugeständnissen sichern.

Die EU-Kommission hatte wegen Wettbewerbsbedenken bei zwei medizinischen Feldern ihre Frist für die Prüfung des Deals bis zum kommenden Montag 12. Juni verlängert, nachdem sie diese eigentlich bis zum 24. Mai hätte abschliessen wollen. Bei einem der beiden Felder, Schlafstörungen, sah sie nun Handlungsbedarf.

Die Kartellwächter genehmigen die Actelion-Übernahme nur unter der Auflage, dass die beiden Unternehmen die Entwicklung von Medikamenten gegen Schlaflosigkeit sicherstellen, wie die EU-Kommission mitteilte.

Der Grund: Beide Unternehmen entwickeln derzeit Mittel gegen Schlafstörungen, die auf einem neuartigen Wirkmechanismus basieren. Die Behörde fürchtet, ohne Auflagen könnte eines der Programme nach der Fusion beendet werden, was einen unzureichenden Wettbewerb nach sich ziehen würde.

Keinen Einfluss auf Forschungsgesellschaft

Um diese Bedenken der Wettbewerbshüter auszuräumen, musste J&J zusichern, die strategischen Entscheidungen bei Idorsia nicht zu beeinflussen. Idorsia ist das Unternehmen, das im Rahmen der Übernahme von Actelion abgespalten wurde und vom bisherigen Actelion-Chef Jean-Paul Clozel geführt wird. Darin ist das Forschungs- und frühklinische Produktkandidatengeschäft enthalten. Das Unternehmen mit Sitz in Allschwil BL beschäftigt 600 Angestellte.

Der Anteil von J&J an Idorsia soll auf 10% beschränkt werden. Er darf auf 16% steigen, falls der US-Konzern nicht der grösste Anteilseigner ist. Laut Mitteilung wird der Konzern anfänglich 9,9% an Idorsia halten.

Ursprünglich hatte J&J einen Anteil von zunächst 16% angepeilt, der bis 32% ausgebaut werden könnte. Auch die Entsendung eines Kandidaten in den Verwaltungsrat ist untersagt.

Um die Anreize bei den eigenen Medikamenten bei Schafstörungen zu erhöhen, sollen ausserdem dem J&J-Entwicklungspartner Minerva weitreichende Entwicklungs- und Vermarktungsrechte eingeräumt werden.

Keine Auflagen bei Multipler Sklerose

Genauer prüfen wollte die Behörde nicht nur die Auswirkungen auf den Wettbewerb bei den Mitteln gegen Schlafstörungen, sondern auch bei den Medikamenten gegen Multiple Sklerose. Bei diesen Medikamenten hat die Europäische Kommission nun aber keine Bedenken: Die sich derzeit noch in der Entwicklung befindlichen Actelion-Medikamente würden wahrscheinlich in einem anderen Rahmen vertrieben als die J&J-Medikamente, heisst es in der Mitteilung.

J&J kann nun die Übernahme in der gewünschten Zeit über die Bühne bringen: Als Ziel war der Abschluss im zweiten Quartal - also Mitte Jahr - vorgegeben. Am Tag des Vollzugs kommt Idorsia an die Schweizer Börse.

Die Actelion-Aktionäre haben der Übernahme bereits ihren Segen geben: Anfang April hatten sie an der Generalversammlung den Weg für die Übernahme frei gemacht.

Die Pharmabranche sorgte in jüngster Zeit mit zahlreichen Milliarden-Deals für Schlagzeilen. Angetrieben vom Auslaufen vieler Patente sowie hohen Kosten für Forschung und Entwicklung schliessen sich immer mehr Firmen zusammen.

(AWP)