"Man kann jetzt den Notfallzulassungsantrag stellen", sagte Patrick Amstutz, CEO von Molecular Partners, am Montag zur Nachrichtenagentur Reuters. "Das startet jetzt. Das geht nicht über Nacht, das dauert ein paar Wochen."

Die von Molecular entwickelte Antikörper-Therapie hat in einer Phase-II-Studie das Hauptziel erreicht. In der von Novartis begleiteten Studie führte Ensovibep bei allen Virus-Varianten einschliesslich Omikron zu einer Verringerung der Virenlast. Novartis wird eine Option auf den Erwerb der Rechte an der Arznei ausüben und die Verantwortung für die weitere Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb übernehmen. Molecular erhält im Gegenzug eine Zahlung von 150 Millionen Franken plus eine Umsatzbeteiligung in Höhe von 22 Prozent.

Ein Novartis-Sprecher sagte, der Konzern wolle noch im Januar bei der US-Arzneimittelbehörde FDA die Notfallzulassung von Ensovibep beantragen. Unter dem EUA-Protokoll (Emergency Use Authorization) sei eine Freigabe binnen Wochen statt Monaten möglich. Auch in der Schweiz und anderen Ländern will Novartis die Marktfreigabe beantragen. Die Produktion des Medikaments will der Arzneimittelhersteller aus Basel hochfahren.

Einmalige Injektion reicht

Molecular-Chef Amstutz sieht unter anderem in der Wirksamkeit bereits in der niedrigen Dosierung von 75 Milligramm einen Vorteil. "Das ist viel tiefer als bei anderen Antikörper-Medikamenten", sagte er. "Daher braucht man weniger Injektionsvolumen und man bekommt mehr Dosen mit derselben Herstellungsmenge." Und das Medikament, das momentan noch als Infusion verabreicht werde, könne damit als einmalige Injektion eingesetzt werden. Er geht davon aus, dass Novartis an einer injizierbaren Formulierung arbeiten werde. Zudem sei eine global angelegte spätklinische Phase-III-Studie für eine reguläre Zulassung nötig. Molecular werde Novartis bei der weiteren Entwicklung von Ensovibep unterstützen.

Derzeit sind zur Covid-19-Behandlung Therapien von Pfizer, Regeneron und Roche sowie GlaxoSmithKline und Vir Biotechnology freigegeben. Der Pharmakonzern Merck & Co hat eine Notfallzulassung seiner antiviralen Pille Molnupiravir beantragt.

Mit der 150-Millionen-Franken-Zahlung von Novartis sieht Amstutz Molecular bis ins Jahr 2025 hinein finanziert. Das Geld soll unter anderem in die Entwicklung von Krebsmedikamenten fliessen. Das Unternehmen hatte 2020 einen herben Rückschlag zu verkraften, als die FDA die Zulassung eines gemeinsam mit AbbVie

Die Anleger applaudierten: An der schwächeren Börse in Zürich schossen die Molecular-Aktien 27 Prozent hoch. Die Titel von Novartis zogen 0,6 Prozent an.

(Reuters)