Wie die Notenbank am Mittwochabend in Frankfurt mitteilte, will sie in ihrem Refinanzierungsgeschäft mit den Euroraum-Banken jetzt auch bestimmte Wertpapiere mit eigentlich unzureichender Qualität akzeptieren. Die Banken können derartige Papiere bei der EZB als Sicherheit gegen Zentralbankgeld einreichen, wenn bestimmte Anforderungen erfüllt sind. Die Regelung soll bis September 2021 gelten.

Konkret betroffen sind Wertpapiere, die bis zum 7. April noch den Mindestanforderungen der EZB entsprochen haben. Diese sehen vor, dass mindestens eine der vier grösseren Ratingagenturen (S&P, Moody's, Fitch, DBRS) eine Bewertung knapp über "Ramsch" vergibt. Ist dies nicht der Fall, akzeptiert die EZB die Papiere normalerweise nicht als Sicherheit. Allerdings ist es durchaus denkbar, dass infolge der Corona-Krise bald viele Wertpapiere abgestuft werden.

Die EZB will mit dem Schritt faktisch vermeiden, dass Wertpapiere allein wegen der Corona-Krise nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden und damit im Kurs unter Druck geraten. Denkbar ist dies etwa für Staatsanleihen angeschlagener Euroländer wie Italien oder Spanien. Für griechische Staatsanleihen hat die EZB bereits eine Ausnahmeregelung erlassen. Auch Unternehmensanleihen könnten von stärkeren Abstufungen betroffen sein.

Die EZB folgt mit ihrem Schritt im Grunde der US-Notenbank Fed. Die Federal Reserve hat unlängst verkündet, Unternehmensanleihen, die einzig wegen der Corona-Pandemie auf Ramsch abgestuft werden, weiterhin erwerben zu wollen. Finanzfachleute haben für solche Papiere - in Anlehnung an im Grunde vertrauenswürdige Anlagen - den Ausdruck "Fallen Angels" kreiert.

(AWP)