Ein besonnener Blick auf die neuartigen digitalen Anlagen sollte weder zu einer umfänglichen Verurteilung noch zu blinder Euphorie führen, heisst es in einem Internetbeitrag Lagardes vom Montag. Politiker sollten unvoreingenommen an das Thema herangehen und für ein ausgewogenes Regelwerk eintreten, das die Risiken minimiere und der Kreativität Raum lasse.

Mögliche Vorteile von Digitalwährungen sieht Lagarde zum einen in einer höheren Geschwindigkeit und geringen Kosten des Zahlungsverkehrs. Möglicherweise gebe es auch eine Nachfrage nach Kryptogeld, das durch Zentralbanken begeben werde, meinte Lagarde. Derzeit experimentiert unter anderem die Notenbank Schwedens mit dem Konzept digitalen Zentralbankgelds.

Potenzial sieht Lagarde auch in der vielen Kryptowährungen zugrunde liegenden Technik, der sogenannten Blockchain oder "Distributed Ledger Technology". Dabei handelt es sich um eine Art dezentrales digitales Kontobuch. Die Technik könnte die Effizienz der Finanzmärkte steigern, so Lagarde. Beispielhaft nannte sie "Smart Contracts", worunter man intelligente automatische Prozesse aus dem Vertragswesen versteht, die in die Blockchain integriert werden können.

Grosse Risiken für die Finanzstabilität sieht Lagarde in Kryptowährungen gegenwärtig nicht. Dennoch sollten die Regulierungsbehörden wachsam bleiben, weil Kryptowährungen die Risiken kreditfinanzierter Finanzanlagen und die Übertragung ökonomischer Schocks verstärken könnten, falls sie sich als Finanzprodukt stärker durchsetzen. Zudem könnten Zentralbanken Probleme mit der Krisenbekämpfung bekommen, falls Kryptowährungen herkömmliche, durch Staaten begebene Währungen zunehmend ersetzten.

(AWP)