Der jetzt entwickelte Prototyp sei auf die Informationsbedürfnisse von Aufsichtsbehörden und Zentralbanken zugeschnitten, teilte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Mittwoch mit. Das Projekt mit dem Namen «Atlas» zielt auf die Ermittlung und Darstellung von Krypto-Geldströmen ab, was angesichts der hohen Anonymität der Kryptomärkte eine harte Nuss ist. Die Datenplattform wird gemeinsam von der niederländischen Notenbank, der Bundesbank und der BIZ entwickelt. Die in Basel ansässige BIZ gilt als Zentralbank der Zentralbanken und ist eine wichtige Denkfabrik für die internationale Geldpolitik.
«Die Daten über grenzüberschreitende Zahlungsströme sind für Bereiche wie den Zahlungsverkehr und die Konjunkturanalyse von Bedeutung», sagte Cecilia Skingsley, Leiterin des Innovationszentrums BIS Innovation Hub. Zentralbanken müssen Wissen aus erster Hand über Kryptowährungen besitzen, um Risiken und Vorteile für das Finanzsystem abschätzen zu können. Auch zur Analyse möglicher Auswirkungen für die Finanzstabilität sind solche Informationen relevant. Eine erste Analyse der von der Plattform gesammelten vorläufigen Daten zeigte laut BIZ, dass die grenzüberschreitenden Finanzströme beträchtlich und ungleichmässig über die geografischen Regionen verteilt sind.
Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX und der Kollaps des Cyberdevisen-Paars TerraUSD und Luna im vergangenen Jahr hatte weltweit Schockwellen in der Finanzbranche ausgelöst. Die Rufe nach einer schlagkräftigen Überwachung und Regulierung von Kryptowährungen waren danach deutlich lauter geworden.
Derzeit seien die Krypto-Märkte wegen ihrer Intransparenz nur schwer abbildbar, erklärte die BIZ. Marktteilnehmer hielten sich häufig nicht an bestehende Vorschriften oder agierten ausserhalb des regulatorischen Rahmens. In der Plattform werden laut BIZ sowohl Daten von Kryptobörsen als auch von Blockchains genutzt.
(Reuters)