Paul Romer ist eine umstrittene Person - zumindest in seiner Zunft. Schiefe Fakten, weltfremde mathematische Modelle, verwirrende Statistiken. Es gibt kaum etwas, das der Wirtschaftsprofessor seinen Kollegen nicht unter die Nase hält. Als Chefökonom der Weltbank verordnete Romer den Konjunkturexperten der eigenen Institution einen verständlicheren Kommunikationsstil. Die Folge: Romer musste Anfang 2018 den Posten nach bloss 16 Monaten Amtszeit räumen.

In Sachen Blockchain und Kryptowährungen hat Paul Romer, der im letzten Jahr mit William Nordhaus den Wirtschaftsnobelpreis gewann, allerdings eine ähnliche Meinung wie die meisten seiner Kollegen. Blockchain: Zukunftmöglichkeiten durchaus gegeben. Kryptowährungen: Kaum Zukunft, sollten sie so weiter funktionieren wie heute.

Denn Systeme wie Bitcoin haben laut Romer ein Vertrauensproblem: "Es ist unvorstellbar, ein System zu etablieren, in dem wir bloss einem Code vertrauen," sagte Romer in seinem Vortrag am Institutional Money Kongress in Frankfurt am Mittwoch. Er verwies auf Fälle, bei denen Leute Bitcoin zweimal ausgeben können. "Das sind 'Dealbreaker' in solchen Systemen, die fallen dann in sich zusammen."

Es sei eine Fantasie zu glauben, dass ein Zugangscode (für elektronische Geldbörsen) ein Zahlungssystem regelten, ohne dass jemand wirklich dafür verantwortlich sei, so Romer weiter. "Vertrauen ist in solchen Systemen immer notwenig. Und das Vertrauen wird immer abhängig davon sein, dass man die Personen kennt, die verantwortlich für solche Systeme sind. Mitsamt ihrer Reputation und Vergangenheit." 

Durchaus geschäftstüchtig

Eine Umfrage der Technologie- und Management-Beratungsfirma BearingPoint kam im letzten Jahr auch zum Schluss, dass Kryptowährungen in der deutschen Bevölkerung zwar immer weiter an Bekanntheit gewinnen. Doch immer weniger Menschen schenken offenbar Bitcoin & Co. das Vertrauen, wenn es um die Preisstabilität geht. 

Die Transparenz der Blockchain gefällt Romer demgegenüber in verschiedener Hinsicht, und er sieht hier Entwicklungspotenzial, wie er in seinem Vortrag weiter erläuterte. Als Beispiele nannte er den Emissionsrechtehandel im Klimaschutz - oder wenn es darum geht, die Herkuft von Nahrungsmitteln zu eruieren. 

Viele Wirtschaftsnobelpreisträger und andere bekannte Ökonomen haben sich in den letzten Jahren zu Blockchain und Bitcoin geäussert. Es herrscht meist Skepsis vor. Für Robert Shiller, Nobelpreisträger 2013, hat Blockchain etwas mit Anarchismus zu tun, wie er im cash-Interview am WEF 2019 sagte: "Es gefällt den Leuten, dass die Technologie von Behörden nicht gestoppt werden könnte, sollten diese das wollen." Gegen diesen liberären Ansatz stellt sich auch Romer.

Romer, dessen Vater Gouverneur des US-Bundesstaates Colorado war, gewann den Nobelpreis für Forschungen zu den ökonomischen Folgen des Klimawandels. Ein staubtrockener Theoretiker ist er aber keineswegs. Er gründete seine eigene Firma mit einem Onlinelehrsystem, weil er sich über schlecht vorbereitete Studenten geärgert hatte. Die Firma verkaufte Romer mit Gewinn.