Kryptowährungen haben Changpeng Zhao, Sam Bankman-Fried, Mike Novogratz und eine Handvoll anderer Prediger digitaler Vermögenswerte zu Multi-Milliardären gemacht. Doch genauso schnell, wie sie die Gesichtern des neuen Reichtums auf der Welt wurden, fallen ihre Vermögen auch wieder in sich zusammen.

Am 9. November markierte Bitcoin ein Rekordhoch von knapp 69'000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt vereinten sieben der grössten Krypto-Investoren ein Vermögen von 145 Milliarden Dollar. Inzwischen haben sie jedoch zusammen bereits wieder 114 Milliarden Dollar verloren, so der Bloomberg Milliardärs-Index. Viele andere, die gross auf Bitcoin gewettet haben, vom Vorstandschef von Microstrategy, Michael Saylor, bis hin zu Nayib Bukele, dem Präsidenten von El Salvador, spüren den Druck ebenfalls. Der Preis des weltweitgrössten digitalen Tokens fiel am Montag unter 23'000 Dollar, etwa ein Drittel seines Höchststandes und die niedrigste Notierung seit Dezember 2020.

Die Kryptowährung, die als Vorbote galt für die neue Ära eines dezentralen Finanzwesens, wurde innerhalb weniger Wochen von zwei heftigen Ereignissen erschüttert. Celsius, eine der grössten Krypto-Kreditplattformen, gab am Sonntag bekannt, alle Transaktionen in ihrem Netzwerk einzufrieren, nachdem Spekulationen aufkamen, dass sie nicht in der Lage sein würde, die versprochenen Renditen für einige ihrer Produkte zu erzielen. Zuvor waren im Mai die sogenannten Stablecoins TerraUSD und sein Schwester-Token Luna zusammengebrochen (Novogratz trägt eine Tätowierung von Luna auf dem linken Arm).

Die globalen Märkte Finanzmärkt sind in Aufruhr: die Zentralbanken der Welt planen aggressive Anhebung der Zinsen, um die höchste Inflation seit Jahrzehnten zu bekämpfen. Die Geschwindigkeit, mit der Kryptowährungen in den letzten Wochen abgestürzt sind, ist dennoch bemerkenswert. Und obschon der US-Arbeitsmarkt weiterhin robust erscheint, gibt es bei Arbeitgebern aus dem Bereich digitale Währungen Stellenstreichungen.

Die Vermögen der Krypto-Milliardäre brechen zusammen

Zhao, Gründer von Binance, der weltweit grössten Kryptowährungsbörse, sagte, sein Unternehmen verfüge über eine "sehr gesunde Kriegskasse" und stelle mehr Mitarbeitende ein. Dennoch musste der 44-Jährige mit ansehen, wie sein persönliches Vermögen, einst das elftgrösste der Welt, um 89 Prozent auf 10,2 Millarden Dollar zurückging, seit er im Januar in den Bloomberg Milliardärs-Index aufgenommen wurde. Sein Unternehmen ist darüber hinaus im Visier von US-Ermittlern, die versuchen, die Krypto-Industrie im Zaum zu halten.

Bankman-Fried, der 30-jährige CEO der Krypto-Handelsplattform FTX, hatte auf dem Höchstand ein Vermögen von 26 Milliarden Dollar. Davon sind zwei Drittel mittlerweile perdu. Seine Pläne, viel Geld zu verschenken und für Politik bereitzustellen, dürfte das beeinträchtigen. Im April hat er 16 Millionen Dollar in Super-PACs gesteckt, was ihn zu einem der grössten Spender dieser unabhängigen politischen Komitees machte. Darüber hinaus hatte er angekündigt, bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen mindestens 100 Millionen Dollar spenden zu wollen, um die Demokraten zu unterstützen.

Für Novogratz, 57, ist es bereits der zweite Anlauf. Sein Makrofonds bei der Fortress Investment Group wurde 2015 nach zwei Verlustjahren aufgelöst. Sein Comeback fusst auf Krypto. Kürzlich nannte er Terra eine "grosse Idee, die gescheitert ist". Sein Vermögen fiel am Montag auf 2,1 Milliarden Dollar, etwa ein Viertel des Wertes bei seinem Debüt im Bloomberg Milliardärs-Index im Dezember 2020.

Unterdessen sank das Vermögen von Cameron und Tyler Winklevoss von jeweils 5,9 Milliarden Dollar auf 3 Milliarden Dollar. Die 40-jährigen Zwillinge, die die Kryptobörse Gemini gegründet haben, müssen 10 Prozent ihrer Belegschaft zu entlassen. Derzeit sind sie mit ihrer Rockband Mars Junction auf Tournee.

Coinbase streicht fast jede fünfte Stelle

Die grösste US-amerikanische Kryptobörse, Coinbase, hat angekündigt, 18 Prozent der Stellen zu streichen und dabei auf den Konjunkturabschwung verwiesen. Die Gründer Brian Armstrong, 39, und Fred Ehrsam, 34, einst zusammen 18,1 Milliarden Dollar schwer, mussten mit ansehen, wie ihr Vermögen auf jeweils 2,1 Milliarden Dollar schrumpfte. Die Aktien des Unternehmens sind seit dem Börsengang um 79 Prozent gefallen.

Saylor, 57, hat seinen Glauben nicht verloren: Er twitterte am Montag "In Bitcoin We Trust", zusammen mit einem Bild von sich selbst, umgeben von Blitzen. Microstrategy, das von ihm gegründete Softwareunternehmen, das während der Dotcom-Blase im Jahr 2000 einbrach, begann 2020 mit dem Kauf von Bitcoin. Die Aktien des Unternehmens schlossen im Februar 2021 auf einem Höchststand von 1272 Dollar. Da waren die 2,36 Millionen Aktien, die Saylor derzeit besitzt, 3 Milliarden Dollar wert. Seitdem sind sie um 88 Prozent gefallen.

Bukele, der 40-jährige Präsident von El Salvador, hatte vor gut einem Jahr einen Vorstoss initiiert, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen. Damals notierte Bitcoin bei etwa 36'000 Dollar.

(Bloomberg)