Der Baselbieter Spezialitätenchemiekonzern muss seine ursprünglich für Mittwoch geplante Veröffentlichung des Jahresergebnisses verschieben. Hintergrund sind interne Hinweise, wonach Rückstellungen und Wertberichtigungen 2020 und 2021 falsch verbucht worden sein könnten. Um 09.50 Uhr verlieren Clariant bei sehr hohen Handelsvolumen 15,4 Prozent auf 16,92 Franken, das bisherige Tagestief kurz nach Eröffnung liegt gar bei 16,55 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI) notiert derweil um rund 2,2 Prozent unter dem Schlussstand vom Freitag.
Chemiebranche - Clariant verschiebt Zahlenpublikation nach Whistleblower-Hinweisen https://t.co/0af1Efkrim pic.twitter.com/IIoPqdk4tB
— cash (@cashch) February 14, 2022
Die Hinweise auf angebliche Unregelmässigkeiten bei der Verbuchung von Rückstellungen und Wertberichtigungen kommen in Börsenkreisen sehr schlecht an, zumal wenig Details über die Art der möglichen Falschverbuchungen vorhanden sind. Beobachter schliessen entsprechend nicht aus, dass frühere Ergebnisse nachträglich korrigiert werden müssen. "Nichts scheut die Börse mehr als die Ungewissheit", so ein Händler.
Da noch kaum News vorhanden sind, halten sich auch Analysten mit ihren Kommentaren noch zurück. Auch wenn das Ergebnis der Untersuchungen sowie der Umfang der möglichen Unregelmässigkeiten bisher unklar sei, erwarte man heute eine negative Aktienkursreaktion, heisst es in einem vor Börseneröffnung verschickten Kommentar der ZKB lediglich. Und auch bei der Bank Vontobel ist man nicht viel schlauer: Es sei eine negative Reaktion des Marktes zu erwarten, heisst es dort.
Ob die aktuell laufende Analystenkonferenz mehr Klarheit bringt, muss sich zeigen, zumal die vom Unternehmen lancierte Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist.
Trotz der Unklarheiten veröffentlichte Clariant einige erste ungeprüfte Vorabzahlen zu Umsatz und Marge im vergangenen Jahr. In Sachen Umsatzentwicklung blickt Clariant Analysten zufolge auf eine erfreuliche zweite Jahreshälfte zurück, übertreffe der provisorische Jahresumsatz doch selbst die optimistischsten Erwartungen. Der operative Jahresgewinn bzw. die Marge seien hingegen etwas tiefer als erwartet, heisst es.
Mit einem Kursplus von gut 5 Prozent (Stand Freitag) seit Jahresbeginn konnten die Clariant-Aktien im bisherigen Jahresverlauf dem schwachen Gesamtmarkt erfolgreich trotzen. Umso mehr sehen Beobachter auf Basis der vorliegenden Informationen Raum für einsetzende Gewinnmitnahmen.
(AWP)