DIe Börsen sind gut bis sehr gut ins neue Jahr gestartet. Der deutsche Leitindex Dax stieg zeitweise auf ein Rekordhoch und gewann in der ersten Handelswoche des neuen Jahres 2,5 Prozent. Der koreanische Kospi sprang sogar 9,7 Prozent in die Höhe. Der Dow Jones und der Nasdaq 100 legten je rund 1,6 Prozent zu, der Swiss Market Index 0,9 Prozent.

Das Plus an den Börsen kann als gutes Omen für 2021 gedeutet werden. Denn einer alten Börsenregel zufolge gibt die Kursentwicklung der ersten fünf Handelstage die Richtung für das Gesamtjahr vor. Für den Dax traf dies in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte immerhin in 70 Prozent der Fälle zu. 

Klar: Die Anleger setzen bereits auf die Zukunft, die dank der Impfstoffe zumindest auf mittlere Frist rosig erscheint. Eine "Normalisierung" des gesellschaftlichen Alltags und damit der Wirtschaft ist allmählich absehbar. Als Konsequenz prognostiziert die Weltbank, dass die globale Wirtschaft 2021 4 Prozent wachsen wird - für das Corona-Jahr 2020 wird ein Rückgang von 4,3 Prozent erwartet.

cash.ch beleuchtet die grössten Tops und Flops an der Schweizer Börse Anfang Januar unter den Blue Chips und am breiten Markt - und beurteilt deren Perspektiven für den weiteren Verlauf des Jahres.

SMI Top-Aktien: Zykliker dominieren

LafargeHolcim (+ 8,1 Prozent): Der Baustoffproduzent legt im neuen Jahr den Vorwärtsgang ein und belegt im SMI-Ranking den dritten Platz. Anlegern und Analysten gefällt, dass LafargeHolcim für 3,4 Milliarden den US-Dachsystemanbieter Firestone kaufen will. Darauf haben allein am Freitag drei Analysten ihre Kursziele für die LafargeHolcim-Aktien erhöht. Ebenfalls positiv: Der neue US-Präsident Joe Biden hat ein zwei Billionen US-Dollar schweres Investitionsprogramm für die in Teilen marode Infrastruktur in Aussicht gestellt. Dieses Fiskalprogramm ist dank eines demokratisch dominierten US-Kongresses sehr realistisch. LafargeHolcim wird davon profitieren und bleibt im Wirtschaftsaufschwung eindeutig ein Kauf.

Credit Suisse (+6,1 Prozent) und UBS (+8,3 Prozent): 2020 war insbesondere für die Credit-Suisse-Aktionäre ein Jahr zum Vergessen – die Aktien belegten den drittschlechtesten Platz im SMI-Jahresranking. Ganz anders das Bild für die Grossbanken im neuen Jahr: Die UBS führt im neuen Jahr das SMI-Ranking an. Auch die Credit Suisse belegt aktuell einen Spitzenplatz. Der erwartete Wirtschaftsaufschwung treibt die Langfristzinsen bei US-Staatsanleihen nach oben, was dem Kreditgeschäft beider Grossbanken zugutekommt. Daher bleiben beide Grossbanken für mutige Investoren kurzfristig interessant, obwohl  das Handelsgeschäft in diesem Jahr bei beiden Grossbanken hinter 2020 zurückbleiben dürfte.

Tops und- Flops im Swiss Market Index (SMI) seit Jahresbeginn (Quelle: Bloomberg).

SMI Flop-Aktien - Defensive Schwergewichte ausgebremst

Nestlé (-2,8 Prozent): Der Appetit der Anleger auf Nestlé ist derzeit verflogen. Die Aktien belegen den letzten Platz im SMI-Ranking. Ein eigentlicher Kurstreiber ist beim defensiv ausgerichteten Titel nicht in Sicht. Zyklische Anlagen sind im momentanen Wirtschaftsumfeld schlicht attraktiver. Für Anleger eigenen sich die Wertpapiere aber als Stabilisator im Portfolio. Wer daher noch keine Nestlé-Aktien besitzt, für den bleibt ein Kauf in der momentanen Schwäche interessant.

Roche (-2,4 Prozent): Die Genussscheine von Roche haben es momentan schwer. Einerseits warnen Analysten von JPMorgan und Credit Suisse vor einem enttäuschenden Schlussquartal, andererseits steht wegen des demokratisch kontrollierten US-Senats für den weiteren Verlauf des Jahres eine stärkere Regulierung der Medikamentenpreise im Raum. Die Dollar-Schwäche ist ebenfalls nicht hilfreich. Roche ist gegenüber dem Greenback stark exponiert. Es würde nicht erstaunen, wenn sich die Aktien weiterhin schwächer als der Markt entwickeln. Ein Kauf ist momentan noch nicht zu empfehlen.

SPI Top-Aktien - Wirtschaftserholung beflügelt

Blackstone Resources (+21,3 Prozent): Das Unternehmen aus Baar hält Beteiligungen an Minengesellschaften, die Batteriemetalle wie Kobalt, Mangan, Molybdän, Grafit und Lithium fördern und teils auch in die Verarbeitung dieser Metalle investieren. Der ehemalige Penny Stock ist im neuen Jahr auf den ersten Platz im SPI-Ranking vorgestossen, nachdem die Aktien 2020 das Podest knapp verfehlt hatten. Insbesondere die Nachricht vom Montag, dass die EU mittels des Programms Horizon 2020 ein Batterieprojekt unterstützt, an dem Blackstone Resources beteiligt ist, hat die Aktien beflügelt. Zudem erhalten die Zuger eine Finanzierungshilfe über ein Wandeldarlehen in der Höhe von bis zu 20 Millionen Franken über eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren. Da die Ertragsentwicklung bei Blackstone schwer prognostizierbar ist, bleiben die Aktien aber ein Zock.

U-Blox (+15,6 Prozent): Der im zürcherischen Thalwil beheimatete Chip- und Sensorenhersteller vermeldete im November eine Belebung in Unternehmensbereichen. Dies, nachdem im ersten Halbjahr 2020 die Farbe "rot" in den Büchern dominiert hatte. Am Mittwoch bekräftigte das Unternehmen die positive Einschätzung vom November nochmals. Diese Botschaft stösst bei den Aktionären auf Resonanz und hievte die Aktie auf den vierten Platz im SPI-Ranking. Eine erneute Korrektur kann gut als Einstiegschance genutzt werden.

Meyer Burger (+14,0 Prozent): Die Solarbranche boomt. Die Anleger scheinen momentan fest davon überzeugt, dass Meyer Burger davon profitieren wird. Die Aktien setzen auch im neuen Jahr den steilen, aber auch volatilen Aufwärtstrend fort. Zu Recht? Die Analysten sind sich uneins. Es bestehen berechtigte Zweifel, ob das Unternehmen mit seiner neuen Strategie - Meyer Burger will selbst Solarzellen und Solarmodule herstellen - auf lange Frist erfolgreich sein wird. Insbesondere die chinesische Konkurrenz mit ihren "Dumpingpreisen" könnte den Kursfantasien der Meyer-Burger-Aktionäre einen Strich durch die Rechnung machen.

Tops und- Flops im Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn (Quelle: Bloomberg).

SPI Flop-Aktien - Unerfüllte Biotechwetten und Reisetitel

Addex Therapeutics (-19,6 Prozent): Die Aktien des Biopharmazie-Unternehmens, das Wirkstoffe zur Behandlung neurologischer Erkrankungen erforscht, sind die grossen Verlierer der ersten fünf Handelstage 2021. Die Anleger verlieren zunehmend das Vertrauen in das seit Jahren verlustschreibende Unternehmen. Addex musste im November den Beginn der zulassungsrelevanten Studie mit dem wichtigen Produktkandidaten Dipraglurant zur Behandlung von Parkinson-Patienten auf das erste Quartal 2021 verschieben. Und neues Kapital benötigt das Addex Therapeutics auch. Am Mittwoch gab das Unternehmen Details zur bereits angekündigten Kapitalerhöhung bekannt. Insgesamt sollen dem Unternehmen brutto rund 10 Millionen Dollar an frischem Kapital zufliessen. Die Aktien bleiben eine hochspekulative Wette.

Dufry (-5,9 Prozent): Zu Jahresbeginn stehen die Aktien des Reise-Detailhändlers unter Druck. Dies erstaunt nicht, da das Unternehmen der Corona-Pandemie unmittelbar ausgesetzt ist. Die Verlängerungen von Lockdowns oder auch die Verschärfung der Massnahmen haben starke Auswirkungen auf die Reisebranche und damit den Geschäftsverlauf von Dufry. Die Mitteilung vom Dienstag, wonach Dufry in China die staatliche Hainan Development Holdings als Partner an Bord holt, ist hingegen positiv zu bewerten. Der strategische Ausbau des China-Geschäfts gewinnt somit weiter an Fahrt. Es ist daher nicht verwegen, für ein sogenanntes "Recovery-Trade" eine Aktienposition aufzubauen. Je schneller geimpft wird, desto besser für Dufry.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren