Überdimensionale Fonds enttäuschen ihre Kunden in einer Zeit mit Marktturbulenzen - eine Phase, die ihnen theoretisch eine hervorragende Chance bieten sollte, Geld zu verdienen. Aber statt Gewinne einzufahren ist es einigen der weltweit grössten Hedgefonds kaum gelungen, ihre Anleger vor Verlusten zu schützen.

Eine Messgrösse des Branchenbeobachters Hedge Fund Research, bei der die grösseren Anbieter mehr Gewicht haben, büsste in diesem Jahr bis September 4,4 Prozent ein, während der Durchschnitt aller Hedgefonds einen kleinen Gewinn erzielen konnte. Zu den berühmten Fonds, die Verluste verzeichneten, gehören Bridgewater Associates, Quant-Grössen wie Renaissance Technologies und Michael Hintzes CQS, sowie Lansdowne-Partners.

Die Verluste schaden weitgehend den einflussreichen institutionellen Anlegern - Pensionsfonds, Versicherern und Stiftungen -, die am meisten zum Kapital der Branche beitragen und hinter den grössten Fonds stehen. Diese bekommen offenbar die Quittung, denn Kunden fliehen verstärkt aus den Fonds. Laut den Daten von Eurekahedge haben Anleger in den ersten neun Monaten dieses Jahres 89 Milliarden Dollar von Hedgefonds abgezogen, hauptsächlich von grossen Unternehmen.

2020 ist eine Zäsur

"Ein sehr beträchtlicher Teil des bei grossen Hedgefonds investierten Vermögens hat sich nicht so gut entwickelt, und dies veranlasst die Anleger, ihre Ziele zu überdenken", sagte Chris Walvoord, globaler Leiter Hedgefonds-Research beim Anlageberater Aon.

Grössere Hedgefonds wurden traditionell als stabiler angesehen in Zeiten nach unten gerichteter Märkte. Diese Einschätzung wurde durch Performance-Daten bestätigt, die mehr als ein Jahrzehnt zurückreichen. Laut einer Analyse jedes verlustbringenden Monats von 2008 bis 2019 verloren grosse Fonds fast zwei Drittel der Zeit seit der globalen Finanzkrise weniger als ihre kleineren Pendants. Dieses Muster zerbrach jedoch 2020.

Hedgefonds mit einem Kapital von mehr als 1 Milliarde Dollar haben in diesem Jahr bis September insgesamt Wertverluste von rund 60 Milliarden Dollar verzeichnet, was laut Eurekahedge etwas mehr als 5 Prozent ihres Kapitals entspricht. Anleger wären mit einem Indexfonds, der den Aktienmarkt nachbildet, weitaus besser gefahren: der S&P 500 stieg um 5,6 Prozent.

Die Überdimensionierung von Hedgefonds entwickelte sich, als institutionelle Investoren nach und nach vermögende Privatpersonen als ihre grössten Kunden ablösten. Den meisten dieser Investoren fehlen interne Research-Teams, und sie müssen Hunderte von Millionen Dollar zuteilen, um bedeutende Auswirkungen auf ihre Portfolios zu erzielen. Aus diesen Gründen neigen sie dazu, Geld bei den grössten und bekanntesten Hedgefonds zu parken.

Dies hat dazu geführt, dass grössere Fonds mit frischem Kapital überschwemmt wurden und kleinere das Geschäft einstellen mussten. Seit 2010 sind 170 Milliarden Dollar in Hedgefonds gepumpt worden, davon flossen laut HFR-Daten rund 135 Milliarden Dollar in grössere.

Grösse wird zu einem Nachteil

Aber ihre Grösse ist nun zu einem Nachteil geworden. Die schiere Grösse einiger Fonds erschwert es ihnen zu reagieren und aus Wetten ein- und auszusteigen. Als die Volatilität Anfang dieses Jahres zu Turbulenzen bei Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffen führte, verlor eine grosse Anzahl von riesigen Anbietern Rekordbeträge.

Die acht Monate bis Ende August waren brutal: Der Flaggschiff-Fonds von Bridgewater Associates verlor 18,6 Prozent, Renaissance Institutional Equities gab um 13 Prozent nach, Wintons Hauptfonds brach um etwa 19 Prozent ein, Hintzes Hedgefonds CQS fiel um 42,5 Prozent, während der Lansdowne Developed Markets Fund um fast 22 Prozent zurückging.

Aber nicht alle grossen Hedgefonds haben enttäuscht. Multi-Strategy-Anbieter wie Citadel, Balyasny Asset Management und Millennium Management, die auf Dutzende von Händlern setzen, um Gewinne zu erzielen, verzeichneten eines ihrer besten Jahre. Solche Fonds werden in der Regel von handelsorientierten Strategien dominiert, und die Volatilität bietet ihnen tendenziell mehr Möglichkeiten.

Kleinere Hedgefonds schneiden besser ab

Einige Makro-Hedgefonds, die von Unternehmen wie Brevan Howard Asset Management, Rokos Capital und Caxton Associates betrieben werden, haben ebenfalls satte Gewinne erzielt. Aber sie verschleiern das wahre Bild der Branche, die weiterhin zu kämpfen hat.

Ein Grund, warum kleinere Fonds besser abschneiden, besteht darin, dass sie starke Nischenhandelsmöglichkeiten nutzen, die einfach nicht die Kapazität für die Milliarden von Dollar haben, die ihre grösseren Kollegen investieren müssen.

"Die Ironie ist, dass die Hedgefondsbranche darauf aufgebaut war, mit kleinen, flinken Managern zu investieren, die exotische Anlagemöglichkeiten nutzen konnten", sagte Andrew Beer, Gründer der in New York ansässigen Dynamic Beta-Investments. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass manchmal gross zu gross sein kann, insbesondere wenn Gebühren einen Grossteil der Performance aufzehren."

(Bloomberg)