Der jüngste Rally an den Aktienmärkten wird sich laut einem der grössten Schwarzseher an der Wall Street als kurzlebig erweisen. "Die Bärenmarktrally ist vorbei", schrieb Michael Wilson, Chefstratege für US-Aktien bei Morgan Stanley, in einer Notiz. MS sei "auf kurze Sicht konstruktiver für Anleihen".

Bei der Citigroup sieht man das anders. "Da Bargeld und Anleihen negative Realrenditen bieten, sind Investoren trotz der sich verschlechternden Fundamentaldaten immer noch geneigt, Kursrückschläge an den internationalen Aktienmärkten zur Schnäppchenjagd zu nutzen", schrieben Strategen der Bank unter der Leitung von Robert Buckland. Der S&P 500-Index liegt etwa 9 Prozent über dem Tiefststand, der nach der russischen Invasion erreicht wurde, und damit etwa 5 Prozent unter seinem Rekordstand von Anfang Januar. Die Markttechnik steht einem weiteren Anstieg nicht im Wege.

Bereits in der vergangenen Woche mahnte insbesondere die Bank Of America, dass sich Anlegerinnen und Anleger sich nicht zu früh freuen sollten. Die Bank warnte davor, auf weiter steigende Kurse zu spekulieren. Sie machten dabei klare Warnzeichen aus in einem Markt, der "trotz deutlich schwächerer Fundamentaldaten" gestiegen sei. Hinzu komme eine Federal Reserve, die gewillt sei, die Zinsen in diesem Jahr stark anzuheben, um die anhaltende Inflation zu bekämpfen, führten die Analysten aus. 

Die Strategen wiesen daher darauf hin, dass der Ausverkauf, der den S&P 500 um 12 Prozent von seinem Rekordstand im Januar zurückgeworfen hatte, noch nicht vorbei sei. Starke Erholungen seien typisch für die Volatilität in Bärenmärkten, wobei einige der grössten in der Geschichte während der Dotcom-Krise und der globalen Finanzkrise aufgetreten seien. 

(Bloomberg/cash)