Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey hat vorbörslich seine Jahreszahlen publiziert und dabei wachstumsmässig besser, in Bezug auf die Marge hingegen etwas schwächer als erwartet abgeschnitten. Marktteilnehmer beurteilen das Ergebnis aber zumeist positiv und verweisen auf die Branchenpräferenzen, die gegenwärtig gegen Nestlé sprächen. Um 10:10 Uhr verlieren Nestlé 0,4 Prozent auf 100 Franken. Dies schlägt sich auf den Gesamtmarkt nieder, der gemessen am SMI nur 0,1 Prozent gewinnt.

Bei den Experten kommt insbesondere die organische Umsatzentwicklung gut an. Mit 3,9 Prozent lag das Wachstum im Schlussquartal zwar unter den 4,9 Prozent aus dem vorangegangenen Quartal, dennoch wurden die bei 3,5 Prozent liegenden Erwartungen übertroffen. Letzteres ist vor allem den etwas höheren Absatzpreisen und weniger dem Volumenabsatz zu verdanken.

Insgesamt habe Nestlé die erwartet soliden Q4Q/FY20-Ergebnisse abgeliefert, heisst es bei Baader Helvea dazu. Dass Nestlé im Corona-Jahr 2020 ein ähnliches organisches Wachstum wie 2019, aber auch eine Margenausweitung erzielt habe, sei eine starke Leistung in diesem herausfordernden Umfeld.

Auch die ZKB spricht in ihrem ersten Kommentar zu den Zahlen von einer "sehr erfreulichen und im Konkurrenzvergleich starken organischen Umsatzentwicklung". Die Margenentwicklung sei hingegen leicht zurückgebunden worden durch höher als erwartet ausgefallene Marketingaufwendungen.

Auch die leicht vorsichtige Margenguidance komme für ihn nicht überraschend, meint der zuständige ZKB-Analyst. Er habe im Vorfeld der Zahlen darauf hingewiesen, dass Nestlé einen Teil der Kostenverbesserungen in ESG und Marketing investieren werde.

Positiver Ausblick

Gut kommen derweil die zukunftsgerichteten Aussagen an. So wird für das laufende Jahr eine weitere organische Umsatzbelebung erwartet. Für die Analysten von Vontobel steht denn auch der vielversprechende Ausblick für 2021 im Vordergrund. Nestlé habe ausserdem einen mittelfristigen Ausblick mit einem anhaltenden organischen Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und einer fortgesetzten moderaten Verbesserung der zugrunde liegenden Marge kommuniziert. "Wir nennen es das Lindt-Modell der letzten 20 Jahre", schreibt der zuständige Analyst. Er sei daher nach wie vor der Meinung, dass Nestlé im gegenwärtigen hochvolatilen Umfeld eine Must-Have-Aktie sei.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken zu hören ist, haben die Aktien von Nestlé allerdings schon seit Wochen einen schweren Stand. Händler machen aber vor allem wechselnde Branchenpräferenzen und weniger Nestlé-spezifische Gründe für diese Kursflaute verantwortlich.

(AWP)