"The trend is your friend", lautet eine vielzitierte Börsenweisheit. Das bedeutet: Es ist wahrscheinlicher, dass ein Trend einer Aktie bestehen bleibt, als dass er sofort zu Ende geht. Geht also eine Aktie seit einiger Zeit nach oben, wird es vermutlich noch etwas weiter aufwärts gehen. Anleger sollten demnach versuchen, bei gutlaufenden Titeln von weiteren Kurssteigerungen zu profitieren, anstatt voreilig Gewinne mitzunehmen.

Soweit die Theorie. Aber geht das auch in der Praxis auf? Ja, sagt Alexis Chassagnade, technischer Analyst bei der Bank Julius Bär. Ende 2018 untersuchte der Markttechnikexperte die globalen Aktienkurse von 1929 bis heute. Sein Fazit: Die besten 20 Prozent der Aktien waren für mehr als 95 Prozent sämtlicher Kursgewinne verantwortlich. Wer auf die gut performenden Aktien setzte, verdiente sich eine goldene Nase.

Für Anleger, die sich diese Strategie zu Herzen nehmen, gibt es derzeit im Schweizer Markt einige spannende Titel, bei denen der Trend in den letzten vier Wochen nach oben zeigte. cash hat fünf so genannte Momentum-Aktien herausgepickt, also solche, denen der Schwung noch etwas erhalten bleiben könnte:

AktiePerformance 4 WochenPerformance 52 Wochen
MCH Group+23%-53%
Santhera+13%-8%
Ypsomed+13%-7%
Belimo+11%+46%
EFG+10%-8%

Quelle: cash.ch

MCH Group - Kanton zieht sich zurück

Dass ausgerechnet  MCH Group mit plus 23 Prozent in den letzten vier Wochen zu den stärksten Performern im ganzen Schweizer Aktienmarkt gehört, mag auf den ersten Blick überraschen. Denn: Die Aktie war in den letzten zwei Jahren massiv zusammengebrochen - von 83 Franken auf 22 Franken. Die Messebetreiberin leidet unter einem Zuschauerschwund, die Mustermesse Basel (Muba) sowie die Züspa in Zürich wurden eingestellt. Und das MCH-Flaggschiff, die Baselworld, verliert an Bedeutung.

Doch jüngst gab es für Anleger positive Entwicklungen: Wie die "Basellandschaftliche Zeitung" am 20. Juni schrieb, will sich die Baselbieter Regierung aus dem Verwaltungsrat der MCH Group zurückziehen und auch die Beteiligung von 7,8 Prozent in absehbarer Zeit verkaufen. Der MCH Group wurde in der Vergangenheit häufig vorgeworfen, zu stark von der öffentlichen Hand beeinflusst zu werden.

Mit der Neuausrichtung könnte nun der Fokus stärker auf die Gewinnmaximierung gelegt werden. Zudem will die MCH Group künftig im Ausland stark wachsen und auf modernere Formate setzen. Der Erfolg ist noch ungewiss, aber die Firma scheint zumindest den richtigen Weg einzuschlagen.

Santhera - Alles oder nichts

Der ganze grosse Kurssprung gelang Santhera Ende Februar, als die Aktie ihren Wert innert nur zwei Handelstagen verdreifachte: Von 5,70 auf 17,90 Franken. Grund war ein Forschungserfolg: Eine Studie zeigte die Langzeitwirksamkeit des Mittels Puldysa (Idebenon). Danach kam es zwar zu einer zwischenzeitlichen Korrektur, der Trend zeigt seit einem Monat mit plus 13 Prozent jedoch wieder aufwärts.

Kursentwicklung Santhera-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Der Zulassungsprozess für Puldysa in Europa schreitet voran, eine Hürde nach der anderen wird genommen. Allerdings: Bereits vor drei Jahren versuchte man die Zulassung zu bekommen, doch es kam zu grossen Rückschlägen. Diesmal soll es aber klappen. Auch in den USA ist ein entsprechender Antrag in Planung. Derzeit schreibt Santhera noch immer Verluste (2018: Minus 51 Millionen Franken) und der künftige Erfolg bleibt höchst ungewiss. Die Aktie ist nur risikofreudigen Investoren zu empfehlen.

Ypsomed – Neue Pumpe als Hoffnungsträger

Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März) sorgten bei den Anlegern für lange Gesichter: Die Dividende wurde kurzerhand von 1,40 Franken pro Aktie auf 55 Rappen zusammengestrichen. Ein US-Vertriebspartner hatte Mitte 2018 einen wichtigen Vertrag aufgekündigt. Der Ausblick von Ypsomed fiel verhalten aus, das Unternehmen sprach von einem temporären Umsatz- und Gewinnrückgang im laufenden Jahr. Das sorgte für eine zwischenzeitliche Delle im Aktienkurs.

Seit einem Monat geht es jedoch bereits wieder 13 Prozent aufwärts an der Börse. Die Hoffnung der Anleger ruhen auf der von Ypsomed entwickelten Insulinpumpe "Ypsopump". Ende Juni strich CEO Simon Michel in einem Interview mit dem Portal Moneycab.ch das riesige Potenzial heraus: Erst zehn Prozent der Menschen mit Diabetes Typ 1 besässen eine solche, das Potenzial sei entsprechend gross.

Helfen beim Wachstum soll eine neue Fabrik in Deutschland. "Langfristig verspricht das Businessmodell von Ypsomed grosses Potenzial", schrieb die Zürcher Kantonalbank vergangenen Monat in einer Unternehmensstudie.

Belimo – Tolle Halbjahreszahlen?

Belimos Lauf halt schon länger an: In den letzten vier Wochen sind es plus 11 Prozent, auf 52-Wochen-Sicht sogar plus 46 Prozent. Inzwischen ist die Aktie stolze 6040 Franken wert. Die Firma aus Hinwil ist gemäss eigenen Angaben global führend im Bereich der Antriebs- und Ventiltechnologie für Heizung, Lüftung und Klima. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte die Profitabilität und auch die Dividende erhöht werden.

Kursentwicklung Belimo-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Und der Ausblick für 2019 fällt insgesamt positiv aus: Zwar erwartet man eine Abschwächung in Europa (woher knapp die Hälfte des Umsatzes stammt ), doch könne Belimo dank dem Ausbau der Sortimente wohl ein "ansprechendes Wachstum" erzielen. Für Belimo spricht sich auch die Analystin Marta Bruska von der Berenberg Bank aus, die mit einem Kursziel von 6500 Franken zum Kauf der Aktie rät. Die Halbjahresergebnisveröffentlichung (5. August) könnte gemäss Bruska viele Analysten dazu veranlassen, ihre Gewinnschätzungen um bis zu 10 Prozent nach oben anzupassen.

EFG – Gute Berater gesucht

EFG hat turbulente Jahre hinter sich. 2016 wurde die Tessiner Bank BSI übernommen, die in der Folge in den malaysischen Staatsfonds-Korruptionsskandal verwickelt war. Inzwischen ist die BSI-Skandalgeschichte vom Tisch, die Integration vollzogen.

Die Vermögensverwalterin mit Hauptsitz in Zürich will derzeit ihr Wachstum ankurbeln. Dazu werden bis zu 100 neue Berater angestellt. Zumindest im ersten Quartal 2019 gab es bezüglich Neugelder aber kaum Bewegung: Man blieb hinter der Konkurrenz zurück. Immerhin bewegt sich an der Börse etwas: 10 Prozent konnte die EFG-Aktie in den letzten vier Wochen zulegen. Getrieben dürfte dieser Anstieg von der Hoffnung sein, dass die neuen Berater mehr Gelder reinbringen werden.

Ausserdem läuft seit eineinhalb Monaten ein Aktienrückkaufprogramm, indem bis zu 8 Millionen eigene Namensaktien zurückgekauft werden.