Die Börse scheint nicht so richtig zu wissen, was sie mit den am Montag publizierten Zahlen von Aryzta machen soll. Der sich in einer grossen Umstrukturierung befindende Backwarenhersteller meldete erstmals wieder schwarze Zahlen, die allerdings aufgrund des verkauften amerikanischen Geschäftes zustande gekommen waren (mehr dazu hier).

Die Aktie war am Montag daraufhin um knapp 10 Prozent abgesackt, bevor sie gestern mit einem Plus von knapp 6 Prozent zum Rebound ansetzte. Und heute Mittwoch? Da geht es zum Handelsstart erst einmal wieder 4,8 Prozent nach unten. 

Auch die Grossbanken sind sich in der Bewertung der Turnaround-Hoffnung vieler Anleger nicht ganz einig. Im Gegenteil: Die von ihnen ausgegeben Kursziele könnten kaum unterschiedlicher sein. Während UBS das Kursziel am Mittwoch auf 1,65 Franken anhebt und die Aktie zum Kauf empfiehlt, bestätigte  Credit Suisse (CS) am Dienstag ihre Verkaufsempfehlung – bei einem Kursziel von gerade mal 0,72 Franken. Zum gestrigen Schlusskurs von 1,34 Franken ergibt sich daraus ein Abwärtspotenzial von über 46 Prozent. UBS liegt mit ihrem Kursziel dagegen rund 23 Prozent über dem Schlusskurs von gestern.

Warum diese Diskrepanz? In den Augen von UBS ist der Bäckereikonzern voll auf Kurs, seine mittelfristigen Ziele zu erreichen, wie Analyst Joern Iffert in einem Kommentar schreibt. Gestützt durch den Mittelzufluss aus Brasilien und die künftige Cash- Generierung gehe er davon aus, dass die Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA (Gewinn vor Steuern und Abschreibungen) in drei Jahren auf 3,6 reduziert werden könne.

Zur Einordnung: Grossunternehmen versuchen in der Regel, dieses Verhältnis langfristig unter 4,0 zu halten. Ausserdem sieht der UBS-Analyst weiterhin ein Aufwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent gegenüber den Konsenserwartungen für 2022.

Credit Suisse warnt vor unsichere Guidance

Credit Suisse hält wiederum dagegen, auch wenn man die etwas besser als erwarteten Zahlen vom Montag druchaus anerkennt. Die Analysten rollen den Bewertungszeitraum und berücksichtigen die etwas höher als erwartet ausgefallenen Nettoerlöse aus den Veräusserungen. Der Bäckereikonzern habe für 2020/21 Ergebnisse vorgelegt, die dennoch weitgehend ihren Schätzungen entsprochen hätten. Die Grossbank führt als Unsicherheitsfaktor ins Feld, dass eine leicht unsichere Guidance genannt worden sei. Dieses Risiko gewichtet CS offenbar höher als Konkurrentin UBS. 

Ihre Schätzungen 2021/22 für das organische Umsatzwachstum und für die EBITDA- Marge beliess CS denn auch weitgehend unverändert. Unter Berücksichtigung der Veräusserung von Lateinamerika sinkt aber ihre EBITDA-Prognose für das laufende Geschäftsjahr auf 210 Millionen Euro von 218 Millionen. 

Zwischen UBS und CS reiht sich Kepler Cheuvreux ein. Das Research-Unternehmen erhöht das Kursziel für Aryzta zwar auf 1,20 von 1,00 Franken, belässt aber die Einstufung auf "Reduce". Der Bäckereikonzern verdiene Anerkennung für die Umsetzung seines Turnaround-Plans, schreibt Analyst Jon Cox. Er hebe seine EBITDA-Schätzungen um durchschnittlich 12 Prozent an. Nach wie vor sei er aber besorgt um die Bilanz. Und die Aktie halte er nach ihrer Rallye nicht für besonders günstig.

(Mit Material von AWP)