Der Auftrag ist einer der grössten, den die SBB jemals vergeben haben. Die neuen Züge sollen primär gleichartige S-Bahn-Züge ersetzen, die ausgemustert werden. Die ersten Züge sollen ab Dezember 2025 ausgeliefert werden. Sie sollen bei den SBB selbst sowie bei den Ostschweizer Regionalbahnen Thurbo und beim Walliser Unternehmen RegionAlps zum Einsatz kommen.

Das ist eine gute Nachricht für Stadler, nachdem zuletzt bei einem sehr grossen Auftrag der ÖBB ein Zuschlag für die Ostschweizer wegen einer Unterschriftenpanne für nichtig erklärt wurde. In Österreich hätte es sich um einen Rahmenvertrag für die Lieferung von 186 Doppelstockzügen im Volumen von über 3 Milliarden Euro gehandelt.

Stadler Rail mit Hauptsitz in Bussnang TG setzte sich beim neuen Auftrag gegen den französischen Konkurrenten Alstom und den deutschen Siemens-Konzern durch. Die drei Hersteller hatten bis Mitte 2021 Zeit, eine Offerte zu erarbeiten. Die Zugbauer hatten unter anderem ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, ihre Nachhaltigkeitsmassnahmen, ihre Kapazitäten und Ressourcen und ihr Qualitätsmanagement nachweisen müssen, um den Zuschlag zu erhalten.

Die Stadler-Rail-Aktie reagiert am Dienstagmorgen mit einem Kursanstieg bis 6 Prozent.

Schon zuvor am Dienstag hatte die Aktie von einerm-Analysten-Rating profitiert. Vontobel-Analysten Michael Foeth nahm die Abdeckung für Stadler Rail mit einem "Buy"-Rating und einem Kursziel von 53 Franken auf. Dies impliziert gegenüber dem gegenwärtigen Kurs ein Aufwärtspotenzial von rund 40 Prozent.

Die Aktien von Stadler Rail kamen in diesem Jahr aber nicht recht vom Fleck. Nach einem Anstieg bis Mitte März zerbröcklte der Kurs beständig. In den letzten sechs Monaten beträgt das Minus satte 16 Prozent.

Das Sentiment hatte zudem in den letzten Wochen gelitten, nachdem bekannt wurde, dass Stadler Rail wegen der Unterschriftenpanne den drei Milliarden Euro schweren Auftrag der österreichischen Bundesbahn verlieren würde. Das österreichische Bundesverwaltungsgericht hatte einen Rekurs von Konkurrent Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen und den Zuschlag an den Ostschweizer Zughersteller für nichtig erklärt.

 

Kursentwicklung der Stadler-Rail-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Der Vontobel-Analyst begründet seine positive Einschätzung damit, dass Stadler Rail nach drei negativen Jahren ab dem Geschäftsjahr 2021 wieder einen positiven Free Cashflow generieren sollte. Der starke Auftragsbestand, die starke Dynamik sowie die steigenden Margen dürften ausserdem dazu beitragen, das Vertrauen wieder herzustellen und den Aktienkurs zu stützen, so Foeth.

Schon die UBS hat in einem Kommentar vor gut zwei Wochen die Aktie mit einem "Buy"-Rating und einem 12-Monats-Kursziel von 52 Franken mit einer ähnlichen Begründung zum Kauf angepriesen. Die UBS wähnt den Zugbauer sowohl beim diesjährigen Auftragseingang als auch beim freien Cashflow weiterhin auf Zielkurs.

Ähnlich reagierte Julius Bär nach den negativen Nachrichten aus Österreich: Sie stufte die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 53 Franken ein. Aus Sicht von Julius Bär ist die Niederlage vor dem Wiener Gericht alles andere als erfreulich. Dennoch erachtet auch diese Bank die diesjährigen Ziele an den Auftragseingang und den freien Cashflow als noch immer erreichbar.

(cash)