Die Angst vor einer Stagflation mag zunehmen, aber die Strategen einiger der grössten Banken an der Wall Street sind der Meinung, dass dies ein guter Zeitpunkt sei, um Aktien zu kaufen. "Trotz der kurzfristigen Ungewissheit erwarten wir, dass sich der Aktienmarkt weiter erholen wird", schreiben die Strategen von Goldman Sachs unter der Leitung von David J. Kostin in einer Mitteilung an die Kunden. Grund: Laut der US-Grossbank werde sich bei Anlegern die Gewissheit durchsetzen, dass das derzeitige Inflationstempo nur vorübergehend sei. 

Strategen von JP Morgan unter der Leitung von Mislav Matejka stimmen dem zu und schreiben, dass die Stagflationsängste allmählich verblassen würden. Die Angst vor steigenden Preisen und die Befürchtung, dass der Aufschwung nach der Pandemie seinen Höhepunkt überschritten haben könnte, liessen den S&P 500 in der vergangenen Woche um fünf Prozent unter seinem Rekordhoch vom September fallen. Zuvor hatte es fast ein Jahr lang keine Korrektur dieses Ausmasses gegeben. 

Deutsche-Bank-Umfrage: Mehrheit glaubt an weitere Kurs-Rücksetzer

Anhaltende Angebotsengpässe und eine Verlangsamung in China haben Zweifel daran aufkommen lassen, ob die Aktienbewertungen noch weiter steigen könnten. Eine Umfrage der Deutschen Bank unter Marktexperten ergab, dass die Mehrheit bis zum Jahresende einen weiteren Rückschlag von mindestens fünf Prozent bei Aktien erwartet. Laut den am Montag veröffentlichten Umfrageergebnissen besteht ein "ziemlich starker Konsens" darüber, dass eine Art von Stagflation wahrscheinlich ist. Goldman und JP Morgan sind da ganz anderer Meinung. 

"Wir glauben, dass sich dieser Rücksetzer als gute Kaufgelegenheit erweisen wird, wie es in der Vergangenheit bei fünfprozentigen Pullbacks der Fall war", so die Goldman-Strategen.

JP Morgan rät, «in die Delle hineinzukaufen»

"Nach 330 Tagen ohne einen Rücksetzer von mehr als 5 Prozent haben wir endlich eine Schwäche erlebt", schreiben die Strategen von JP Morgan. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass sie von Dauer sein wird, und raten dazu, in die Delle hineinzukaufen." Die optimistischen Calls von JP Morgan und Goldman Sachs reihen sich ein in eine wachsende Zahl von Stimmen laut denen der derzeitige Anstieg der Konsumentenpreise, der grösstenteils auf einen sprunghaften Anstieg der Energiekosten zurückzuführen ist, nur vorübergehend sein werde. 

"Der Anstieg der Energiepreise wird das Wachstum zwar verlangsamen, reicht aber unseres Erachtens dennoch nicht aus, um eine Rezession zu verursachen", schreiben die Strategen von UBS Global Wealth Management unter der Leitung von Mark Haefele in einer Mitteilung vom Montag. "Die Energiepreise werden sich wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr stabilisieren oder sogar nachlassen."

(Bloomberg/cash)