Die Schaffung des grössten Handelsblocks der Welt befeuert die Aktienmärkte in Asien. Auch die Aussage von Beratern des gewählten US-Präsidenten Joe Biden, dass es in den USA keinen nationalen Lockdown geben werden, hilft der Stimmung. 

Der Index MSCI Asien-Pazifik legte um 1,5 Prozent auf 187,70 Punkte zu, gestützt von Schwergewichten wie Samsung und Taiwan Semiconductor. Der Index übertrifft ein bisheriges Hoch von 2018. 

China, Japan, Südkorea und andere ost- und südostasiatische Länder haben die Bildung eines Wirtschaftsblocks beschlossen, der Zölle abbauen will. "Die Globalisierung kommt zurück", schrieb der Anlagestratege Sean Darby von Jeffries. 

Impfstoff, Biden-Wahl und China-Zahlen

Schon die Impstoffhoffnung der vergangenen Woche hat die Kurse vieler Länder auf Niveaus gehoben, wie sie vor der Krise bestanden haben. Auch die Aussicht auf eine vorhersehbarere Politik in den USA unter Joe Biden stützte die Märkte. In Asien wiederum profitieren die Börsen davon, dass die Pandemie dort besser unter Kontrolle ist als in Europa, den USA und Lateinamerika. 

Dazu kommen positive Wirtschaftsdaten: In der chinesischen Industrie kletterte die Produktion im Oktober wie bereits im September um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistikamt in Peking am Montag mitteilte. Damit wuchs die Industrie etwas schneller als dies Ökonomen erwartet hatten. Sie rechneten mit einem Anstieg von 6,5 Prozent.

Zugleich legte auch der Detailhandel im "Reich der Mitte" zu, was auf einen robusten Konsum hindeutet: Diese wuchsen um 4,3 Prozent. Das ist das bislang grösste Plus in diesem Jahr. Ökonomen hatten sogar mit einem Zuwachs von 4,9 Prozent gerechnet. "Die Daten deuten darauf hin, dass sich die breit angelegte Belebung der chinesischen Wirtschaft im Oktober fortgesetzt hat", sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. Staatliche Anreize hätten sowohl Investitionen als auch Industrieproduktion weiter angekurbelt.

Japan verlässt die Rezession

Die japanische Wirtschaft hat sich mit einem Rekordwachstum aus der Corona-Rezession zurückgemeldet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Sommerquartal auf das Jahr hochgerechnet um 21,4 Prozent, wie aus den am Montag veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 18,9 Prozent gerechnet.

Im Frühling war die nach den USA und China drittgrösste Volkswirtschaft der Welt wegen der Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie noch um 28,8 Prozent eingebrochen. Dem folgte von Juli bis September eine Erholung bei Exporten und Konsum, was zum kräftigsten Wachstum seit Einführung der Quartalsstatistik 1980 führte.

Krisenfolgen dürften noch Jahre zu spüren sein

Der Ausblick für den Herbst ist für die Exportnation aber angesichts der wiederaufgeflammten Corona-Pandemie bei den wichtigen Handelspartnern in Europa und den USA düster. "Die Wirtschaft wird nicht abstürzen", sagte der Chefökonom des Instituts Dai-ichi Life, Yoshiki Shinke. "Aber angesichts der Ungewissheit würde ich hinsichtlich des Tempos einer Erholung vorsichtig bleiben."

Getragen wurde der Aufschwung im Sommer durch ein Rekordwachstum beim privaten Konsum. Dieser legte um 4,7 Prozent zu, wobei die Verbraucher vor allem für Autos, Freizeit und Restaurants mehr Geld ausgaben. Die Exporte legten sogar um 7,0 Prozent zu. Dagegen investierten die Unternehmen 3,4 Prozent weniger. "Wir müssen private Investitionen ankurbeln", sagte Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura deshalb. Beobachter gehen davon aus, dass die Regierung dazu ein neues milliardenschweres Hilfspaket schnüren wird. Ausserdem könnte die Zentralbank ihr Finanzierungsprogramm für Unternehmen ausdehnen.

Ökonomen gehen davon aus, dass die japanische Wirtschaft im laufenden Geschäftsjahr, das im März 2021 endet, um 5,6 Prozent schrumpfen wird. Es könnte demnach noch Jahre dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird.

(Bloomberg/Reuters/SDA/cash)