Diese Insider hatten bereits die Talsohle des Bärenmarktes im Jahr 2020 durch vermehrte Käufe korrekt angekündigt. Jetzt sind sie wieder auf Schnäppchenjagd. 

Mehr als 1100 Führungskräfte und leitende Angestellte von Unternehmen haben im Mai Aktien ihrer eigenen Firmen gekauft. Damit lag ihre Zahl erstmals seit März 2020, dem Tiefpunkt der Pandemie, wieder über der der Verkäufer, so vom Washington Service zusammengestellten Daten.

Der Erfolg vom Kaufen bei Kursschwäche könnte davon abhängen, wie viel Vertrauen man in die derzeitigen Gewinnprognosen setzt. Sollten sich die bestehenden Prognosen bewahrheiten, werden die Unternehmen des S&P 500 im nächsten Jahr zusammen 248 Dollar je Aktie verdienen. Auf dieser Grundlage handelt der Index etwa zum 16-fachen der Gewinne - und ist damit im historischen Vergleich günstig bewertet. 

Craig Callahan, Chief Executive Officer bei Icon Advisers Inc. sagt, Investoren bewegen sich typischerweise auf der Makroebene, während Insider auf Unternehmensebene den Finger am Puls und die Fundamentaldaten ihrer Firmen vor Augen haben. "Wir glauben, dass die fundamentale Sichtweise des Unternehmens in der Regel richtig ist."

Bemerkenswert ist, dass das Kauf-Verkaufs-Verhältnis von Insidern im August 2015 und Ende 2018 ebenfalls sprunghaft anstieg. In ersterem Fall passierte das kurz vor einer Bodenbildung, in zweiterem fiel es damit zusammenfiel. Das Verhältnis ist in diesem Monat auf 1,04 angestiegen, von 0,43 im April.

Was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag: die vorherrschende Meinung scheint zu sein, dass das Schlimmste angesichts der anhaltenden Zinsaussagen der Fed, der Lieferkettenprobleme und der erneuten Lockdowns in China noch nicht überstanden ist. Die Ungewissheit darüber, wie sich diese Probleme auf die Unternehmen auswirken werden, hat dazu geführt, dass die Kursziele der Strategen für den S&P 500 zum Jahresende so weit auseinanderliegen, wie kaum jemals zuvor.

"Alles, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass die Bewertungen davon abhängen, ob das Vertrauen der Anleger in zukünftige Cashflows zu- oder abnimmt. Derzeit ist das Vertrauen rückläufig", so Nicholas Colas, Mitbegründer von DataTrek Research. "Das liegt nicht daran, dass Aktien eine Rezession erwarten. Vielmehr liegt es daran, dass die Spanne der möglichen Gewinnentwicklung des S&P 500 in einem breiten Band verläuft, das auch noch breiter werden kann."

Doch nicht nur die Käufe von Insidern nehmen im Verhältnis zu den Verkäufen zu, Unternehmen geben auch mehr Geld aus, um eigenen Aktien zurückzukaufen: Seit Januar haben amerikanische Unternehmen Rückkaufpläne im Wert von 666 Milliarden Dollar angekündigt, 19% mehr als zum gleichen Zeitpunkt letztes Jahr, so von Birinyi Associates zusammengestellten Daten.

"Das ist insofern ermutigend, als dass sie genug Vertrauen in ihr Geschäft haben, um mehr Geld zu investieren", sagte John Carey, Managing Director und Portfoliomanager bei Amundi Asset Management. "Wir werden sehen, ob dieser Trend anhält und ob die Insiderkäufe anhalten, aber im allgemein ist das ein positives Zeichen."

(Bloomberg)