Einen Tag später sind die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von England (BoE) an der Reihe. Die Fed stehe vor dem Problem, wegen der steigenden Inflation die Geldpolitik energisch straffen zu müssen, ohne dabei die Konjunktur abzuwürgen, sagt Olivier de Berranger, Chef-Anleger des Vermögensverwalters La Financiere de l'Echiquier.

Gleichzeitig komme mit der Omikron-Variante des Coronavirus ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ins Spiel. "Die Fed wird ein Risiko eingehen müssen, bevor sie das Geschehen richtig einschätzen kann. Eine zentrale Entscheidung bei fehlender Sicht."

Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, gibt allerdings zu bedenken, dass nicht zuletzt die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten für November die Fed dazu bewegen könnte, auf eine beschleunigte Drosselung der Wertpapierkäufe vorerst zu verzichten. Anlagestratege Axel Botte vom Vermögensverwalter Ostrum rechnet dagegen mit einem verdoppelten Tempo beim sogenannten Tapering.

Die BoE werde wegen Omikron ihre Füsse vorerst stillhalten, prognostiziert Anlagestratege Mohit Kumar von der Investmentbank Jefferies. Mit einer Zinserhöhung sei frühestens im Februar zu rechnen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte keinen neuen Kurs einschlagen, sagt Finanzmarkt-Expertin Andrea Greisel von der Fürst Fugger Privatbank. "Die EZB betont nach wie vor, dass die hohe Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen ist."

Ukraine, China: Politik könnte Weihnachtsrally stören

Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt verspricht sich Benjamin Bente, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Vates, von der frisch gewählten deutschen Regierung. "Nach gefühlt bleiernen Jahren ohne Veränderungen gibt es nun die Chance, neue Wege einzuschlagen." Das Ziel sei ein wachstumsfreundlicher Kurs ohne Steuererhöhungen.

Geopolitische Spannungen könnten Anlegern allerdings einen Strich durch die Rechung machen, warnt Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. Er verwies auf den Streit um den diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in China durch die USA.

Sorgen bereitet Börsianern ausserdem der Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine. "Der Westen unterschätzt nach wie vor die russische Psyche in Bezug auf die Grenzsicherheit, ebenso wie er es mit China tut", warnt Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Bei einem russischen Einmarsch müsse mit einem starken Anstieg des Ölpreises und einem Crash an den Aktienmärkten gerechnet werden.

Unabhängig davon verfallen am Freitag Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zum sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

(Reuters/cash)