"Die Pandemie ist noch nicht überwunden, das chinesische Wachstum verlangsamt sich, die US-Notenbank Fed bereitet die Normalisierung der Geldpolitik vor und der Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze geht weiter", warnen die Analysten des Research-Hauses BCA. Die Börsen stünden daher vorerst unruhige Zeiten bevor.

Der US-Kongress hat eine Haushaltssperre zwar vorerst abgewendet, doch das weitaus grössere Problem eines drohenden Zahlungsausfalls bleibt bestehen.

Schuldenkrise schwelt weiter

Die Abgeordneten und Senatoren hatten am Donnerstag mehrheitlich für eine Übergangsbudget gestimmt, der die Finanzierung der Bundesbehörden bis Anfang Dezember sicherstellt. Weiter keine Annäherung gab es jedoch im Ringen um eine Erhöhung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze. Gelingt dies nicht, können die USA nach Einschätzung von Finanzministerin Janet Yellen wohl ab Mitte Oktober ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen.

Die Folge wären eine Rezession und vermutlich eine Finanzkrise, warnte die frühere Notenbank-Chefin. "In der Vergangenheit gab es immer kurz vor knapp eine Lösung", prognostizierte Christian Henke vom Brokerhaus IG Market. "Dennoch dürfte das Unterfangen nicht leicht werden. Vor allem die Republikaner könnten Probleme bereiten."

Der SMI schloss schliesslich am Freitagabend um 0,6 Prozent tiefer bei 11'575 Punkten. Auf Wochensicht betrug das Minus knapp 2,1 Prozent. Auch andere Börsen wie der Frankfurter Dax oder die US-Indices liessen in der vergangenen Handelswoche nach. 

In der Schweiz geht nächste Woche die Bilanzsaison noch nicht voll los. Der Backwarenkonzern Aryzta wird als einiges kotiertes Unternehmen am Montag Zahlen vorlegen, allerdings zum Geschäftsjahr 2020/21, das per Ende Juli abgeschlossen wird. Das SMI-Mitglied Sika wird am Donnerstag den Investorentag durchführen. 

Von der anstehenden Bilanzsaison seien auch kaum positive Impulse zu erwarten, warnt Mark Decker, Chef der Vermögensverwaltung des Bankhauses Merck Finck. "Wir rechnen damit, dass sich die ungewöhnlich hohen Wachstumsraten der ersten beiden Quartale in den letzten beiden Quartalen nicht ganz fortsetzen werden." Grund hierfür sei die rasche Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus sowie die steigenden Kosten für Rohstoffe, Zulieferteile und Löhne.

"Ermutigend ist hingegen, dass all dies wohl nicht von Dauer sein wird", sagt Chris Iggo, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter Axa Investment Managers. Die Haushaltskassen in den Industrieländern seien weiter gut gefüllt, der Preisdruck werde nachlassen und die chinesische Konjunktur sicher bald wieder Fahrt aufnehmen.

US-Arbeitsmarktdaten erwartet

Bei den Konjunkturdaten wartet das Highlight am Freitag auf die Börsianer: der US-Arbeitsmarktbericht. Experten rechnen für September mit dem Aufbau von 500'000 Jobs ausserhalb der Landwirtschaft, gut doppelt so viel wie im Vormonat. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern am Mittwoch die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP. Vom Zustand des Arbeitsmarktes hängt auch ab, wann die Notenbank Fed mit der Drosselung ihrer Wertpapierkäufe beginnt.

Diesseits des Atlantiks stehen unter anderem die Barometer für die Stimmung der deutschen Einkaufsmanager (Dienstag) sowie die Zahlen zu den Auftragseingängen (Mittwoch) und zur Produktion (Donnerstag) der heimischen Industrie auf dem Terminplan.

Parallel dazu verfolgen die Börsianer die Gespräche zur Bildung einer neuen deutschen Regierung, wobei allgemein mit einer "Ampel-Koalition" unter Führung der SPD oder einer "Jamaika"-Koalition unter Führung von CDU/CSU gerechnet werde, sagte Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. "Beide wären wegen zu erwartender Investitionen in Klimaschutz, Digitalisierung und Infrastruktur und einer – dank FDP – eher geringen Gefahr von Steuererhöhungen aus Aktienmarktsicht positiv zu bewerten."

 

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(Reuters)