Die Inflation, die Ukraine-Krise und Lieferketten-Probleme beherrschen das momentane wirtschaftliche Geschehen. Dies hat auch starke Auswirkungen auf die Aktienbörsen. In diesem Zusammenhang ist immer wieder von einem sogenannten "Bärenmarkt" die Rede. Doch was bedeutet dieser Begriff genau?

Man spricht dann von einem Bärenmarkt, wenn das Handelsgeschäft eine längere Periode von Preissenkungen erlebt. Der Bezug zum Bären in der Tierwelt hat seinen Ursprung darin, dass sich dieser bei Angriffen auf seine Opfer üblicherweise seine Pfoten nach unten schlägt. Deshalb werden Märkte, welche mit fallenden Aktienwerten zu kämpfen haben, auch als Bärenmärkte bezeichnet. 

Ein sogenannter "Bullenmarkt" wird hingegen mit steigenden Kurswerten in Verbindung gebracht. Dies deshalb, weil sich dieses Tier durch seine Hornattacken auszeichnet, welche von unten nach oben gerichtet sind.

Über Monate bis Jahrzehnte

Der Bärenmarkt wird aber meistens mit dem Kursverlust eines Gesamtmarktes oder eines individuellen Index in Verbindung gebracht. Auch einzelne Wertpapiere oder Waren können sich einem Bärenmarkt wiederfinden.

Damit man aber von einem solchen Bärenmarkt sprechen kann, müssen Wertpapiere oder Gesamtmärkte über 20 Prozent ihres Werts auf einem Höchststand eingebüsst haben. Diese Zahl basiert aber auf reinen Schätzungen und ist keineswegs in Stein gemeisselt. Die Dauer des Kursverlustes wird aber üblicherweise auf zwei Monate gefasst.

Dieser Zeitraum kann sich aber auch über mehrere Monate oder Jahre hinweg erstrecken. So war während der sogenannten Eisenhower-Rezession der Kurswert des amerikanischen S&P 500 von seinem Höhepunkt am 2. August 1956 bis zum Tiefstand vom 22. Oktober 1957 um 21,5 Prozent gefallen. Dies entsprach einem Bärenmarkt von 455 Tagen. In extremen Fällen kann ein solcher aber auch zehn bis zwanzig Jahre andauern. 

Anhaltender Pessimismus

Doch wie kann es überhaupt zu einem Bärenmarkt kommen? Dies hat vor allem mit einer pessimistischen Stimmungslage am Aktienmarkt zu tun. Meistens tritt ein Bärenmarkt dann ein, wenn sich die allgemeine Wirtschaftslage im Abstieg befindet und man von einer drohenden oder tatsächlichen Rezession spricht. Investoren zeigen sich in einer solchen Situation risikoscheu.

Aber auch geopolitische Krisen, Pandemien oder Kriege können zu einem Bärenmarkt beitragen. Selbst Eingriffe durch den Staat oder eine Notenbank sind in der Lage, einen solchen auszulösen.

Vorsicht vor Verwechslungsgefahr

Ein Bärenmarkt sollte jedoch nicht mit einer Kurskorrektur verwechselt werden. Bei letzterem handelt es sich um einen Trend, der für einen kürzeren Zeitraum als zwei Monate anhält. 

Ein weiterer Unterschied zwischen einer reinen Kurskorrektur und einem Bärenmarkt ist, dass erstere oftmals eine gute Gelegenheit bietet, um als Value-Aktionär einen Einstieg in das Börsengeschäft zu finden. Bei einem Bärenmarkt ist ein solcher Eintrittspunkt nur schwer feststellbar. Dies liegt daran, weil es bei einem Bärenmarkt fast unmöglich vorauszusehen ist, wann dieser seinen Tiefpunkt erreichen könnte. Das macht es umso schwieriger, Verluste bei fallenden Kursen wiedergutzumachen.