Der Dentalimplantatehersteller Straumann gilt als einer der Börsenüberflieger der letzten Jahre. Die Aktionäre konnten ihren Einsatz vermehrfachen. Seit wenigen Wochen bietet sich ihnen allerdings ein ungewohntes Bild: Die Kurse fallen und fallen. Alleine am gestrigen Donnerstag ging es für die Aktie um gut 9 Prozent nach unten. Und das, obschon die hiesigen Aktienindizes im späten Handel kräftig zulegen konnten.

Bei den Aktionären macht sich zunehmend Ratlosigkeit breit, was man diesen nicht verübeln kann. Schliesslich trennen die Aktie mittlerweile doch fast 50 Prozent vom Rekordhoch von Mitte Februar bei 1065 Franken.

Mit der Kurszielreduktion auf 900 (zuvor 1045) Franken durch Vontobel alleine lässt sich die Kursschwäche der letzten Tage nicht erklären. Schliesslich rät die Zürcher Bank auch weiterhin zum Kauf der Aktie.

Tagesgeschäft doch nicht ganz so konjunkturunabhängig?

Vielmehr floss noch bis vor wenigen Wochen viel Geld in den europäischen Medizinaltechniksektor. Gerade amerikanische Grossinvestoren suchten Zuflucht in diesem weitestgehend von der Wirtschaftsentwicklung unabhängigen Titelsegment. Nach dem Börseneinbruch fliessen diese Gelder nun vermehrt wieder ab. Gleichzeitig ziehen Anleger Gelder aus Nebenwertefonds ab. Darunter leidet indirekt auch die Aktie von Straumann.

Gleichzeitig setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich das Unternehmen aus Basel dem schwierigen Wirtschaftsumfeld womöglich doch nicht ganz entziehen kann. Da die meisten Zahnreparaturen und -korrekturen sind nicht zeitkritisch sind, entscheidet nicht zuletzt auch die Konsumentenstimmung darüber, in welche Richtung sich das Tagesgeschäft entwickelt.

Seit einigen Wochen ist die Straumann-Aktie nicht mehr wiederzuerkennen (Quelle: www.cash.ch)

Mitte Februar zeigte sich Straumann noch zuversichtlich, den Umsatz in diesem Jahr aus eigener Kraft im niedrigen zweistelligen Bereich steigern zu können. Schon damals warnte man jedoch, dass der Coronavirus-Ausbruch in China den Umsatz im ersten Quartal um bis zu 30 Millionen Franken schmälern könnte. Damals beschränkte sich der Ausbruch allerdings bloss auf einige chinesische Metropolen wie etwa Wuhan. Seither überstürzen sich die Ereignisse. Der Ausbruch wächst zu einer weltweiten Pandemie heran – mit all ihren wirtschaftlichen Folgen.

Banken bleiben mehrheitlich optimistisch

Erst vor wenigen Tagen stufte die Zürcher Kantonalbank die Straumann-Aktie deshalb von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" herunter. Das Coronavirus werde der guten Geschäftsentwicklung vorübergehend ein Ende bereiten. Man gehe davon aus, dass in den nächsten Wochen Zahnarztbesuche auf der ganzen Welt aufgeschoben würde, so lautete die Begründung.

Dennoch halten andere Banken vorerst an ihren Kaufempfehlungen fest. Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zufolge raten acht von 15 Banken zum Kauf der Aktie. Das kommt nicht von ungefähr, liegt das durchschnittliche Kursziel mit 978 Franken doch um mehr als 70 Prozent über dem Schlussstand vom Donnerstag.