"Der letzte Zinsschritt der Fed im Juli verfehlte seine Wirkung", sagte Portfoliomanager Kenneth Orchard vom Vermögensverwalter T. Rowe Price. Er halte daher einen größeren Zinsschritt als allgemein erwartet für möglich.

Eine US-Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt am Mittwoch gilt unter Anlegern als ausgemacht. Sie rechnen zudem mit ein bis zwei weiteren Schritten vor dem Jahresende. US-Präsident Donald Trump hatte in seinem Streit mit der Fed unlängst nachgelegt und gefordert, sie solle den Leitzins auf "null oder weniger" senken. Vor dem Hintergrund der EZB-Zinssenkung warf er der Fed zudem Untätigkeit vor.

Hinweise auf die US-Geldpolitik versprechen sich Investoren vom Konjunkturbarometer der Fed von New York am Montag. Am Tag darauf werden Zahlen zur US-Industrieproduktion veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Frühindikatoren.

In Deutschland steht unter anderem der ZEW-Index auf dem Terminplan, der die Stimmung der Börsenprofis widerspiegelt. Dank ermutigender Nachrichten bei den Themen Handelskonflikt und Brexit könne mit einem deutlichen Anstieg gerechnet werden, prognostizierte Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Auf dem Terminplan stehen außerdem die europäischen Inflationsdaten und das Barometer für die Kauflaune der europäischen Verbraucher.

SMI leicht im Minus

In der abgelaufenen Woche legte der Dax dank frischer EZB-Geldspritzen und Entspannungssignalen im Zollstreit zwischen den USA und China mehr als zwei Prozent zu. Letzteres könne den Aktienmärkten weiteren Schub liefern, sagte Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Schon allzu oft erschien der Konflikt nahezu beigelegt, nur um dann im letzten Moment wieder hochzukochen." Der Swiss Market Index verlor auf Wochensicht 0,3 Prozent, der Nikkei in Japan gewann 4,7 Prozent.

Beim Thema Brexit setzen immer mehr Pfund-Anleger darauf, dass ein ungeordneter EU-Ausstieg Großbritanniens vermieden werden kann. In der neuen Woche soll zudem der Oberste Gerichtshof des Königreichs darüber entscheiden, ob die von Premierminister Boris Johnson verordnete Zwangspause für das Parlament rechtens war. Das höchste schottische Gericht wertete die Suspendierung als illegal. Weberbank-Analyst Januar Nießen warnte aber vor überzogenem Optimismus. Ein Chaos-Brexit sei noch nicht vom Tisch, da unklar sei, ob die EU einem britischen Antrag auf eine weitere Verschiebung des Austritts zustimmen werde.

Einen Tag nach der Fed berät die Bank von England (BoE) über ihre Geldpolitik. Angesichts der Brexit-Hängepartie erwarten Börsianer hier keine Veränderungen. Die Bank von Japan (BoJ), deren Führung ebenfalls am Donnerstag zusammenkommt, werde ihre Geldpolitik allenfalls feinjustieren, da ihre Möglichkeiten nach einer jahrzehntelangen ultralockeren Geldpolitik begrenzt seien.

Am Freitag verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen. 

(Reuters)