Beim von Bloomberg aufgelegten Pan-European High Yield Index ist der Spread zwischen der Rendite bis zur Fälligkeit (Yield to Maturity) und der Rendite bis zum ungünstigsten Zeitpunkt (Yield-to-Worst) auf den geringsten Wert seit über einem Jahrzehnt geschrumpft. Das Halten der Anleihe bis zur Fälligkeit bringt also nur einen geringen Vorteil gegenüber der Rendite, die sich ergibt, wenn die Anleihe zum frühestmöglichen Zeitpunkt vorzeitig getilgt wird.

Für Anleihenhändler ist dies ein Zeichen dafür, dass die Konvexität, ein Mass für das Zinsrisiko, für hochverzinsliche Anleihen günstig ist. Wieder anders gesagt, scheint das Aufwärtspotenzial damit grösser als das Abwärtsrisiko vor dem Hintergrund steigender Kreditkosten.

"Es dreht sich alles um Konvexität", erklärt Portfoliomanager Vincent Benguigui von Federated Hermes. "Jahrelang haben wir uns darüber beschwert, dass wir ein kleines Plus und ein grosses Minus haben. Jetzt haben wir ein echtes Aufwärtspotenzial, obwohl es natürlich immer noch ein Abwärtspotenzial gibt."

Während der Marktrally seit Sommer 2020 wurden Junkbonds zum oder nahe dem Nennwert gehandelt, angesichts niedriger Zinsen, Anleihekäufen und fiskalischer Stimuli, mit denen angesichts des Corona-Schocks die Wirtschaft gestützt wurde. Mit dem Ende der geldpolitischen Lockerung in diesem Jahr fielen die Kurse von Anleihen mit spekulativem Rating in den Keller. Die Emissionstätigkeit ist im Ramschsegment praktisch zum Erliegen gekommen.

Inzwischen ist im Bloomberg Pan-European High Yield Index die durchschnittliche Rendite bis zur Fälligkeit auf dem Weg, zum ersten Mal seit dem Finanzkrisenjahr 2008 einen ganzen Monat in Folge zuzulegen. 

Anfang Mai kletterte die Rendite erstmal seit etwa zwei Jahren über 6 Prozent. Die Anleihen des britischen Triebwerksherstellers Rolls-Royce Holdings, der Airline-Holding IAG  und des Kreditmanagers Intrum werden allesamt mit einem Abschlag von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Nennwert gehandelt.

"Hochzinsanleihen sind allein aufgrund der Fundamentaldaten attraktiv", sagte Parmeshwar Chadha, ein Portfoliomanager bei Newton Investment Management in London. "Die grosse Frage ist, ob wir den Höhepunkt der Inflation erreicht haben oder ihm wenigstens schon nahe sind."

(Bloomberg)