Die Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanke, dass die geldpolitische Wende in den USA schon dieses Jahr eingeleitet werden könnte, führte am Donnerstag zu einem Ausverkauf in fast allen Anlageklassen. Aktien, Devisen, Rohstoffe, Edelmetalle. Alles geriet unter Druck - und dies nicht zu knapp. So verlor der Swiss Market Index über 3 Prozent. Der Goldpreis fiel nach einem Verlust von über 5 Prozent auf den tiefsten Stand seit September 2010.

Bernanke hielt zwar fest, dass die Anleihekäufe von monatlich 85 Milliarden Dollar zunächst unvermindert fortgesetzt werden. Er machte aber auch deutlich, dass das Tempo der Käufe je nach Entwicklung am Arbeitsmarkt angepasst werden könne.

"Die Partystimmung an den Börsen ist definitiv vorbei", sagt cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk. Die Stimmung unter den Anlegern habe umgeschlagen, Verunsicherung mache sich breit. Über Monate hatte die Geldschwemme der Notenbanken weltweit die Börsen nach oben getrieben. Viele Anleger nutzten das billige Geld für Investments in Aktien. Bis Ende Mai waren wichtige Börsenindizes von einem Höchststand zum nächsten geeilt.

Vorerst werde es an den Börsen harzig weitergehen, sagt Herbert im Börsen-Talk weiter. "Es ist noch zu früh, um beurteilen zu können, ob die Börsen an einem Scheideweg stehen." Herbert rät den Anlegern daher auch ab, die tieferen Aktienkurse bereits zu nutzen und bei Dividendenpapieren jetzt schon einzusteigen.

Noch keine grossen Volumen

"Wenn die Börsen im einem fallenden Markt ihren Tiefstand erreichen, dann betragen die Handelsvolumen meist das Doppelte oder das Dreifache des normalen Handels. Und von dem sieht man bislang noch nichts", begründet Herbert seine abwartende Haltung. "Wir müssen erst die nächsten Tage und Wochen abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Ich selber fahre derzeit mit dem leichtestem Rucksack."

Zusätzliche Gefahren könnten nämlich aus dem asiatischen Raum kommen. Chinas Konjunktur sendet eher zweifelhafte Wachstumssignale aus. Der HSBC-Einkaufmanagerindex, ein wichtiger Frühindikator, fiel am Donnerstag stärker als erwartet. Zudem macht den Investoren die Kreditblase grosse Sorgen. Alleine über die letzten fünf Jahre hatten die Banken in der Volksrepublik Aktiven im Umfang jener des gesamten US-Bankensystems aufgebaut. Die Verschuldung entspricht mittlerweile dem zweifachen jährlichen Bruttoinlandprodukt Chinas und wächst nahezu mit der doppelten Geschwindigkeit. "Das könnte in den nächste Wochen und Monaten grosse Probleme bringen", so Herbert.

Unter die Räder kamen nach den Fed-Äusserungen auch die Edelmetallpreise. Fredi Herbert freuts: "Ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein bisschen Silber gekauft. Es ist Saison für Edelmetall-Käufe", frohlockt er. Vor einem weiteren Sell-Off bei den Edelmetallen hat Herbert keine Angst. "Das wäre mir recht, denn so könnte ich noch mehr dazukaufen". Jetzt Edelmetalle zu kaufen sei auf jeden Fall die bessere Wahl als sich bereits mit Aktien einzudecken. Dort sei das Abwärtsrisiko höher.

Einen Gewinner gibt es in der allgemeinen Ausverkaufsstimmung im Nachgang zur Fed-Sitzung dennoch. Der Dollar legt gegenüber fast alle Währungen zu. Herbert erwartet, dass der "Greenback" in nächster Zeit weiter steigen wird. Die Parität zwischen Franken und Dollar in den nächsten sechs bis zwölf Monaten sei durchaus realistisch.

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Herbert detailliert zur Fed-Politik, zu China und zu den Aktien von Swatch.