Die Börsenturbulenzen von Anfang Oktober zwangen Molecular Partners dazu, die Publikumsöffnung zu vertagen. Am 5. November war es dann endlich soweit: Das in Schlieren beheimatete Biotechnologieunternehmen wagte den Gang an die Börse.

Am ersten Handelstag kletterte die bei 22,40 Franken platzierte Aktie vorübergehend auf über 25 Franken. Obschon sie im ersten Anlauf sogar zwischen 28 und 35 auf den Markt kommen sollte, fristet sie seither ein Mauerblümchen-Dasein. Eine Pressemitteilung liess den Kurs am vergangenen Freitag vorübergehend sogar auf 19,50 Franken einbrechen. Der Grund: Die den Konsortialbanken gewährte Mehrzuteilungsoption, auch "green shoe" genannt, wurde nur gut zur Hälfte ausgeübt.

Banken könnten Aktie neues Leben einhauchen

Insgesamt konnten im Rahmen der Publikumsöffnung 19,64 Millionen Titel im Gesamtwert von 106,2 Millionen Franken bei Investoren platziert werden. Davon entfallen 104,1 Millionen Franken auf neu ausgegebene Aktien. 77 Prozent des Aktienkapitals bleibt in den Händen bisheriger Ankeraktionäre. Diese haben sich im Rahmen des Börsengangs zu einer Sperrfrist verpflichtet. Von dieser Seite her ist demnach bis auf weiteres kein Verkaufsdruck zu erwarten.

Neue Impulse sind aus dem Analystenlager zu erwarten. Nach Ablauf der sogenannten "quiet period" dürften die mit der Publikumsöffnung betrauten Banken mit Erstabdeckungen für die Aktie von Molecular Partners aufwarten, vermutlich sogar erste Kaufempfehlungen aussprechen.

Zutaten für eine Erfolgsgeschichte

Spätestens ab dann erscheint das Biotechnologieunternehmen auch bei institutionellen Grossinvestoren auf dem Radarschirm.

Molecular Partners ist auf Proteintherapien spezialisiert. Diese finden vor allem auf dem Gebiet der Krebstherapie und bei Augenerkrankungen Anwendung. Das Unternehmen verfügt über vier Produkte in der klinischen und vorklinischen Entwicklung sowie über zahlreiche Produkte im Forschungsstadium. Mit dem gemeinsam mit dem US-Partner Allergan entwickelten Augenheilmittel Abicipar tritt der Börsenneuling in einem 6 Milliarden Dollar schweren Markt in Konkurrenz zu Lucentis von Roche und Novartis sowie Eylea von Regeneron und Bayer.

Gemäss einer aktuellen Pressemitteilung hat mit Janssen Biotech ein weiterer Partner eine Option für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Proteintherapien ausgeübt, was eine Meilensteinzahlung im Umfang von 2 Millionen Dollar zu Gunsten von Molecular Partners auslöst.

Biotech-Wetten mit Risiken verbunden

Mit den zahlreichen Produktkandidaten und den finanzstarken und erfahrenen Partnern an der Seite hat der Börsenneuling alle Zutaten, welche es für eine Erfolgsgeschichte braucht.

Noch ist das Unternehmen allerdings einige Jahre von schwarzen Zahlen entfernt und unklar, ob die Medikamentenkandidaten den Weg an den Markt schaffen. In dieser Phase sind Biotechnologieaktien mit hohen Risiken verbunden. Wie schnell der Traum der Aktionäre platzen kann, zeigt das Beispiel von Cytos. Nach einem Misserfolg mit dem wichtigsten Wirkstoff stehen die Zürcher vor dem Aus. Die Cytos-Aktie hat seit Bekanntwerden der Nachricht im April nahezu den gesamten Wert eingebüsst und dümpelt seither bei 0,25 Franken vor sich hin.