Die Preise pro Kubikmeter Ethanol lagen im Oktober am Kassamarkt noch bei 430 Euro und damit nahe einem 10-Jahrestief. Crop Energies sah sich gezwungen, seine Produktionsanlage im englischen Wilton temporär herunterzufahren. Nun erholten sie sich die Preise inzwischen um gut ein Drittel auf etwa 590 Euro. Das hat damit zu tun, dass angesichts des Brexit die unklare Lage zu Zöllen anSpekulanten abschreckt, so der Vorstandsvorsitzende Joachim Lutz im Interview.

"Händler mögen die Unsicherheit rund um den Brexit nicht,” so Lutz am Mannheimer Hauptsitz des Unternehmens. "Niemand weiss, wie es dort weitergeht. Händler wollen nicht mit offenen Positionen auf dem falschen Fuss erwischt werden. Das hilft uns derweil, weil es sie hindert, ihre Karten so aggressiv zu spielen, wie sie das sonst vielleicht tun würden.”

Die Erholung der Preise für den Rohstoff, der sich in Superbenzin genauso wie in Desinfektionstüchern findet, war hoch willkommen für das Unternehmen - Crop Energies ist eine Tochter des deutschen Südzucker-Konzerns. Am Ende steuerte das 4. Quartal - die Monate Dezember bis Februar - 42 Prozent zum Jahresgewinn bei. Und da der Austritt der Briten weiterhin nicht geregelt ist, könnte der Rückenwind anhalten - im laufenden Jahr könnte der Umsatz von Crop Energies um bis zu 16 Prozent steigen, hatte das Unternehmen vorhergesagt. Im Grunde sei der Markt von der Angebots - und Nachfrageseite her gut ausbalanciert, jedoch reichen oft schon einzelne grössere Orders, um die Preise deutlich zu bewegen, so der Manager. Änderungen der Importregelungen haben ebenfalls grösseren Einfluss.

«Nachfrage dürfte steigen»

In den kommenden Jahren dürfte die Nachfrage nach Ethanol steigen, argumentiert der CEO von Crop Energies. Immerhin will die EU, dass bis 2030 im Transportbereich 14 Prozent der eingesetzten Treibstoffe erneuerbar sind - gerade einmal 5 Prozent sind es derzeit. Allein schon der Mangel an bezahlbaren Alternativen sollte Ethanol helfen, zumal der Kraftstoff als Beimischung keine Änderungen an den heutigen Verbrennungsmotoren sowie der Tankstelleninfrastruktur voraussetzt, anders als Elektroautos, Brennstoffzellen oder selbst Biogas. Motoradaptionen werden erst bei hohen Ethanolanteilen nötig.

"Alle wollen den Klimawandel bekämpfen, aber die Regierungen benötigen ganz konkrete Instrumente, um ihre Ziele zu erreichen,” so Lutz. Dazu gehört die Verbreitung von E10 Kraftstoff, dessen Adaption europaweit noch stark schwankt, so Lutz. Während in Thailand, auf den Philippinen und in Brasilien der Trend schon auf Beimischung von bis zu 27 Prozent Ethanol geht, hatten Verzögerungen bei der Einführung in Grossbritannien den Südzucker-Konkurrenten Associated British Foods zuletzt gezwungen, seine Ethanolproduktion bei der Tochter Vivergo Fuels einzustellen.

Lutz sieht Ethanol als technologische Brücke, bis Elektroautos bei Preis und Reichweite nahe genug an heutige Verbrennungsmotoren herankommen - nach seiner Meinung also für etwa die nächsten 20 Jahre.

(Bloomberg)