Zumindest in Europa sind seit wenigen Monaten günstigere Nachahmerpräparate für das Brustkrebsmedikament Herceptin erhältlich. Ob und in was für einem Ausmass sich diese Präparate bei Roche in den Herceptin-Umsatz gefressen haben, dürften die Quartalsumsatzzahlen vom kommenden Mittwoch zeigen.

Am frühen Montagmorgen wartet der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel allerdings mit vielversprechenden Studienergebnissen zum Herceptin-Nachfolger Kadcyla auf. Bei Patienten mit frühem HER2-positivem Brustkrebs, die zuvor bereits eine Strahlen- und/oder Chemotherapie erhalten haben, zeigt sich Kadcyla wirksamer als Herceptin. Das ist für Roche insofern von Bedeutung, als dass sich Kadcyla nun kommerziell von Herceptin differenzieren lässt.

Trotzdem kann sich der Genussschein von Roche an der Schweizer Börse SIX in einem eher schwachen Marktumfeld nicht behaupten. Zur Stunde verliert er noch 0,2 Prozent auf 235,10 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 234,35 Franken. Schuld sind das Indexschwergewicht belastende Verkäufe in den SMI-Futures.

Warten auf die detaillierten Studienergebnisse

Analysten begrüssen die Studienergebnisse mit dem Verweis, dass Roche angesichts des bereits verlorenen Patentschutzes mit Herceptin in Europa und Japan und dem drohenden Patentablauf in den USA dringend auf ein potentes Nachfolgepräparat angewiesen sei. Wie im hiesigen Berufshandel ergänzt wird, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich Kadcyla auch bei anderen Brustkrebsformen als überlegen erweist.

Der Pharmaanalyst von Baader-Helvea bezeichnet die vorliegenden Studienergebnisse zu Kadcyla als "gute Neuigkeit" für Roche. Er will allerdings erst die Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse abwarten, bevor er seine Umsatzschätzungen für das Medikament erhöht. Alleine auf dem in der Studie untersuchten Anwendungsgebietsieht der Analyst ein jährliches Umsatzpotenzial von rund 800 Millionen Franken. Der Genussschein von Roche wird vom Analysten wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 245 Franken eingestuft.

Sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank geht von einer Marktzulassung von Kadcyla per Ende 2019 aus. Der Vorteil des Präparats bestehe darin, dass beim zwei Jahre andauernden Adjuvanz-Therapieschema keine Extra-Chemotherapie nötig sei, denn Kadcyla trage ein solches Chemotherapeutikum über einen Linker selbst mit sich, so schreibt er weiter. Sein Anlageurteil für den Genussschein lautet weiterhin "Marktgewichten".

Wie stark hat Herceptin im dritten Quartal gelitten?

Wie sich Herceptin im dritten Quartal verkauft hat, darüber gehen die Analystenmeinungen weit auseinander. Der für die Bank Vontobel tätige Experte beispielsweise rechnet in Europa im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzrückgang um 23 Prozent. Sein Berufskollege bei J.P. Morgan geht sogar von um 35 Prozent tieferen Herceptin-Umsätzen aus.

Bei Baader-Helvea schlägt man hingegen versöhnliche Töne an und glaubt, dass die Umsatzerosion beim Brustkrebsmedikament nicht mehr als 25 Prozent betragen habe. Damit würde sich der Umsatzrückgang im Rahmen der von Roche zuvor gemachten Aussagen bewegen.