Schweiz, Japan, Dänemark, Schweden und der Euro-Raum: In einer zunehmenden Zahl von Währungsräumen herrscht ein negativer Einlagezins. Das heisst: Geschäftsbanken, die bei den jeweiligen Zentralbanken Geld parkieren, bekommen dafür keine Rendite, sondern müssen einen Strafzins bezahlen. Kommt hinzu, dass vielerorts auch der sogenannte Leitzins bei null oder sogar darunter liegt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beispielsweise hat ihren Einlagesatz kürzlich ausgeweitet und verlangt seit Mitte März 0,4 Prozent auf solche Anlagen. Das Regime tiefer und negativer Zinsen wurde als Antwort auf die Finanz- und Schuldenkrise eingeführt. Banken sollten dazu animiert werden, die Kreditvergabe zu lockern und so Schwung in die Wirtschaft zu bringen.

Doch die Kehrseite dieser Politik des billigen Geldes wird immer deutlicher. Fast die Hälfte der ausstehenden Staatsanleihen in Europa hat eine Rendite im Minusbereich. Das schmälert die Erträge von Vorsorge- und Sozialversicherungen, die auf solche sicheren Wertpapiere angewiesen sind. Auch Sparkonten werfen kaum noch Zins ab.

cash-Leser sehr skeptisch

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Kritik an den Niedrigzinsen zunimmt. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble warnte kürzlich, die Folgen der ultralockeren Geldpolitik nährten in Deutschland "euroskeptische Bestrebungen". Und Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon sagte, die EZB lege den Keim für eine nächste Finanzkrise. Denn kaum mehr lebensfähige Banken würden künstlich am Leben gehalten.

Aus diesem Anlass fragt cash seine Leserinnen und Leser seit etwas mehr als einer Woche in einer Umfrage, ob sie ebenfalls eine neue europäische Finanzkrise befürchten. Das Resultat ist eindeutig: Von den knapp 2000 abgegebenen Stimmen sind 1340 (71 Prozent) der Meinung, Europa steuere auf eine neuerliche Finanzkrise zu. Bloss ein Drittel der User erachten diese Gefahr als unbedeutend.

«Es wird im Desaster enden»

Dazu passen auch die meisten Leserkommentare, die bei cash.ch zu diesem Thema eingehen. Einer schreibt: "Vor allem die Sparer (Rentner) sind hier die grossen Betrogenen, denn viele sind auf einen höheren Zinsertrag angewiesen. (…) Wenn nicht bald ein Wechsel in der Zinspolitik kommt, wird dies in einem Desaster enden."

Ein anderer Leser sieht das Problem weniger bei den Notenbanken als vielmehr bei der Politik: "Die Notenbanken haben ja gar keine andere Wahl, als in das Währungssystem einzugreifen, weil es die Politik bisher verpasst hat, echte Struktur-Reformen, Innovation und Arbeitsplätze zu schaffen."

Der Negativzins in der Schweiz beträgt minus 0,75 Prozent. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führte ihn weniger ein, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Sie möchte vielmehr den starken Schweizer Franken schwächen. Die Folgen des SNB-Instruments sind dennoch dieselben wie in der Euro-Zone und anderswo. Sparer erhalten kaum mehr Zins auf ihre Gelder. Immerhin: Erst eine Bank (die Alternative Bank Schweiz) verlangt von ihren Privatkunden einen Strafzins.