Der cash-WEF-Splitter informiert jeden Tag von Mittwoch bis Freitag über Auf- und Abfälliges am Treffen der Weltwirtschaftsführer und Spitzenpolitiker in Davos.

Notenbank-Chefs können auch fast so etwas wie "volksnah" sein. Mark Carney, Vorsitzender der Bank of England, mischte sich am frühen Mittwochabend nach getaner Tagesarbeit unter die Gäste der Hotelbar des Steigenberger Belvédère. Er bestellte sich eine Stange Bier, gönnte sich ein paar Nüsschen und smalltalkte mit Kollegen und und Bargästen. Ob seine Zentralbank-Kollegen wie Thomas Jordan, Mario Draghi, Janet Yellen oder Haruhiko Kuroda gleiches tun würden? Wir haben gewisse Zweifel.

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Wenn sich in Davos der Tross der US-Offiziellen in Bewegung setzt, dann herrscht jeweils Ausnahmezustand. Nicht nur für Normalsterbliche geht dann auf den Strassen von Davos gar nichts mehr, sondern auch für die Top-Manager dieser Welt. Als US-Vize-Präsident Joe Biden am Mittwoch gegen Mittag das Kongresszentrum in Davos verliess, mussten auch WEF-Teilnehmer wie Nestlé-Präsident Peter Brabeck oder Facebook-Top-Managerin Sheryl Sandberg noch in der Hochsicherheitszone lange zehn Minuten an der Strassenabsperrung warten, bis der US-Tross vorbei fuhr. Die Begeisterung der Wirtschaftsführer, die am WEF von einem Ort zum anderen hetzen, hielt sich dabei in engen Grenzen.

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Dass längst nicht alle WEF-Teilnehmer gleichgestellt sind, ist altbekannt. Die Zweiklassengesellschaft macht aber auch vor dem Transportwesen nicht halt. Den "normalen" WEF-Gästen stehen schwarze VW-Minibusse zur Verfügung. Eine Flotte von 95 Fahrzeugen verbindet die wichtigsten Lokalitäten des Forums - inklusive Klosters. Seit Jahren ist es die gleiche Transportfirma, die den Betrieb der Flotte organisiert und dabei auf temporäre Mitarbeiter setzt. So kommt es dann, dass Psychologie-Studenten oder Bademeister, Wirtschaftskapitäne und Politiker herumsteuern.

Die noch wichtigeren Gäste haben hingegen Anrecht auf einen Limousine-Service. Am Steuer der grossen Audis sitzen aber keine Studenten. Es sind alles aktive oder ehemalige Polizisten. Für Sicherheit und Privatsphäre ist also gesorgt. Doch die Luxus-Variante hat einen Nachteil: Während die Top-Shots alleine im Fonds einer Limousine sitzen, trifft man in den Minibussen trifft häufig die spannendsten Personen. Völlig zufällig verbringen sechs einander unbekannte Personen eine kurze - oder manchmal längere - Fahrt zusammen: WEF-Teilnehmer unterschiedlichen Alters aus den verschiedensten Ländern und Industrien. So geht das Netzwerken dann sprichwörtlich weiter bis vor die Haustüre.

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Der Donnerstag ist der Tag der Politiker am WEF. Und da kommt es am Morgen gleich zu einer Runde, die einigen Zündstoff birgt. Es tritt "Europa Nord" gegen "Europa Süd" an. Das heisst: Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und der holländische Premier Mark Rutte ("Europa Nord") gegen den französischen Premier Manuel Valls und seinen griechischen Kollegen Alexis Tsipras ("Europa Süd"). Vor allem auf das Aufeinandertreffen von Schäuble und Tsipras darf man gespannt sein. Unvergessen ist der verbale Schlagabtausch der beiden Spitzenpolitiker im letzten Jahr. "Sie haben alles Vertrauen zerstört. Das ist ein schwerer Rückschlag" (Schäuble) oder "dieses Europa gehört nicht Herrn Schäuble (Tsipras): So artete der Diskurs um die Schuldensanierung Griechenlands im letzten Jahr aus. Ob am Donnerstag in der diplomatischen Schweiz auch wieder so undiplomatisch zugeht?