Der langjährige Medartis-Chef Willi Miesch tritt per Ende August zurück. Und das nur gut ein Jahr, nachdem das Medizinaltechnik-Unternehmen aus Basel an die Börse ging. Unter Miesch wuchs Medartis von einem Start-Up zu einem international tätigen Unternehmen heran.

Dass Miesch seinem langjährigen Arbeitgeber als Verwaltungsratsmitglied erhalten bleibt, begrüssen Analysten zwar. Dennoch bedauern sie seinen Rücktritt als Firmenchef.

Aktie weit unter dem Rekordhoch

Noch reagiert die Börse ziemlich gelassen. Zur Stunde verliert die Medartis-Aktie gerademal 0,2 Prozent auf 55,20 Franken. Händler rechnen im weiteren Tagesverlauf jedoch mit rückläufigen Kursen, ist Miesch doch mit knapp 6 Prozent am Unternehmen beteiligt. Gut möglich, dass er sich nun von einem Teil seines Aktienpakets trennt.

Kursentwicklung der Medartis-Aktie seit dem Börsengang im März letzten Jahres (Quelle: www.cash.ch)

Die Zürcher Kantonalbank bezeichnet den Wechsel an der Spitze von Medartis als überraschend und kurzfristig kursbelastend, da Willi Miesch Medartis geprägt und verkörpert hat, wie niemand anderes.

Alleine seit Mitte März hat die Aktie des in der Osteosynthese tätigen Unternehmens 14 Prozent verloren. Vom Rekordhoch vom September letzten Jahres bei 84 Franken errechnet gar ein Minus von gut 30 Prozent. Ursprünglich kam die Aktie zu 48 Franken an die Börse.

Miesch auch als Verwaltungsrat meldepflichtig

Nach Ablauf der Sperrfrist für die Altaktionäre löste sich in der zweiten März-Hälfte die Aktionärsgruppe auf. Seither hält Verwaltungsratspräsident Thomas Straumann als grösster Einzelaktionär 47,9 Prozent der Stimmen, gefolgt von seinem Vize Dominik Ellenrieder mit 7,8 Prozent und Willi Miesch mit knapp 6 Prozent. Der Finanzinvestor Endeavour Medtech bringt es auf etwas weniger als 5 Prozent der Stimmen.

Anders als Straumann, Ellenrieder und Miesch unterliegt Endeavour Medtech nicht der Offenlegungspflicht für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder. Der Finanzinvestor muss sich in seiner Rolle als bedeutender Aktionär erst dann als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben, wenn sein Stimmenanteil unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent fällt.

Als Medartis Anfang April den Zahlenkranz für das Geschäftsjahr 2018 vorlegte, verzichtete das Unternehmen auf einen detaillierten Ausblick für das Geschäftsjahr 2019. Medartis vertröstet diesbezüglich auf die Halbjahresergebnisveröffentlichung vom 20. August. So lange müssen sich die Aktionäre noch in Geduld üben. Neben den Halbjahreszahlen dürfte vor allem der Ausblick darüber entscheiden, ob die Medartis-Aktie wieder Tritt fasst.

In Analystenkreisen wird die Aktie sehr unterschiedlich beurteilt. Während Kepler Cheuvreux die Aktie mit "Reduce" und einem Kursziel von 58 Franken zum Verkauf empfiehlt, rät die britisch-französische Investmentbank Bryan Garnier mit einem Kursziel von 74,50 Franken zum Kauf der Aktie. Die Zürcher Kantonalbank wiederum gibt sich mit "Marktgewichten" neutral.