Der anhaltende Reputationszerfall in Kombination mit "gedopten" Aktienkursen spreche für eine überfällige Korrektur an den Börsen.

Festgemacht wird der Befund daran, dass der Verlauf des von Commslab berechneten Reputationsindex (SRI) seit gut einem Jahr in die entgegengesetzte Richtung verläuft wie der Swiss Market Index (SMI), schrieb Commslab in der am Dienstag veröffentlichten Studie. Während also das öffentliche Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der SMI-Unternehmen stetig sinkt, steigen die Aktienkurse auf immer neue Höchststände.

Korrektur überfällig

Diese Parallelität habe aber nun seit rund einem Jahr ausgesetzt: "Dank Negativzinsen und Kursdoping in Form von Aktienrückkäufen ist der SMI im Vergleich zur Reputation der darin vertretenen Unternehmen mittlerweile deutlich überbewertet", lautet der Befund.

Dass sich die Schere zwischen dem so berechneten Vertrauen in die Wirtschaft und die Entwicklung an den Aktienmärkten seit Mitte 2018 immer weiter öffne, machen die Studienautoren an zwei Faktoren fest: Erstens führe das anhaltende Negativzinsumfeld aufgrund fehlender rentabler Anlagealternativen zu einem grossen Kapitalzufluss in die Aktienmärkte. Und zweitens halte die Häufung von Aktienrückkaufprogrammen von Schweizer Unternehmen die Aktionäre bei Laune.

Analog zum Sportdoping werde durch Aktienrückkäufe die eigentliche Leistungsfähigkeit oder eben die Attraktivität einer Aktie für Investoren künstlich befeuert. Die aktuelle Überbewertung der Aktienkurse gemessen an der Reputation habe laut den Zahlen von Commslab Mitte 2019 einen neuen absoluten Höchststand erreicht, die sich zudem in sehr kurzer Zeit aufgebaut habe. Die Kombination dieser Faktoren deute darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Börsenkorrektur zunehme.

Markterwartungen dämpfen

"Es ist es davon auszugehen, dass eine grössere Korrektur an den Aktienmärkten überfällig ist. Will heissen, die gedopten und damit vielfach unrealistischen Markterwartungen werden sich über kurz oder lang entladen müssen, um wieder erwartungskonformeren Aussichten Platz zu machen", so die Studienautoren.

Den einzelnen Unternehmen wird daher geraten, die übertriebenen Erwartungen mittels gezieltem Erwartungsmanagement abzufangen: "Die Firmen müssten sich bereit zeigen, überzogene Markterwartungen öffentlich zu korrigieren und damit in der Konsequenz auch überproportionale Kursverluste in Kauf zu nehmen", raten die Reputationsexperten.

Die dem SRI zu Grunde liegenden Daten speisen sich aus Bewertungen der von Commslab in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich untersuchten Medienberichterstattung über die SMI-Unternehmen. Für die Studie wertet Commslab für jedes Quartal rund 4'000 reputationsrelevante Medienbeiträge aus.

(AWP)