Laut dem Präsidenten des Schweizer Reise-Verbands, Max Katz, könnten im Winter bis zu 50 Prozent der Reisebüros schliessen, wenn es nicht weitere staatliche Hilfen gibt. Das Auslaufen des Betreibungsstopps Ende September stelle die Unternehmen vor grosse Probleme. "Am 19. August entscheidet der Bundesrat über das Schicksal der Schweizer Reisebranche. Es geht um Leben oder Sterben", sagte Katz in einem Interview mit der NZZ am Sonntag (NZZaS, 15.08., S. 21). Der Verband sei daran, mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Lösungen zu erarbeiten. Nun liege es an Bundesrat Guy Parmelin, den Gesamtbundesrat von einem nachhaltigen Hilfspaket für die Reisebranche zu überzeugen.
Es gebe fünf oder sechs grosse Reiseunternehmen, die ihre Reorganisationen tatsächlich zu einem grossen Teil hinter sich hätten. Die Reisebranche bestehe aber insgesamt aber aus 1'300 Reisebüros, von denen 88 Prozent inhabergeführte KMU sind. Deren Inhaber erhalten seit 1. Juni keinen Erwerbsersatz mehr, haben also kein Einkommen, betonte Katz.
Die Situation ist dramatisch
Die Situation sei dramatisch. "Praktisch alle Reisen, die wir seit Oktober 2019 verkauft haben, mussten wir zurückerstatten. Neubuchungen gab und gibt es kaum. Die ganze Branche hat praktisch ein Berufsverbot. Vielen steht das Wasser bis zum Hals", sagte der Verbandschef.
Wenn vom Bund keine substantielle Hilfe käme, würden im Winter bedauerlicherweise bis zu 50 Prozent aller Schweizer Reisebüros schliessen müssen, so Katz weiter. "Das wären über 4'000 Vollzeitstellen, die wegfallen. Treffen würde es übrigens vor allem Frauen: Unsere Branche ist zu 83 Prozent weiblich."
Die Branche habe sich kaum erholt. Reisen seien fast ausschliesslich im Schengenraum möglich. "Dies und die Verunsicherung der Konsumenten hat wohl dazu geführt, dass die meisten Schweizer im Land geblieben sind."
Katz plädiert zudem dafür, für Rückkehrer aus Risikoländern am Flughafen automatische Tests auf Corona einzuführen. In dieser Frage sei man auch in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit. Leider bisher erfolglos, wie Katz anmerkt.
(AWP)