Union Investment-Vorstandschef Hans Joachim Reinke legt mit Blick auf sein eigenes Unternehmen die Latte für potenzielle Transaktionen  hoch. Einerseits müssten Übernahmeziele "profitabel und zu einem vernünftigen Preis erwerbbar sein", sagte er gegenüber Bloomberg. Hinsichtlich Produkten oder regionaler Stärke sollte es sich zudem um eine Ergänzung zur Union Investment handeln. "Und zu guter Letzt – und daran scheitern die meisten realisierten Übernahmen, die man am Markt beobachten konnte – müsste das Unternehmen zu unserer Kultur passen", erklärte Reinke.

Aktive Manager wie Union Investment stehen unter Kostendruck, weil billigere passive Anlagestrategien an Popularität gewinnen. Die Pandemie verschärft bei einigen die Lage, beispielsweise weil Kunden krisenbedingt Gelder abziehen.

Insolvenzen wegen Corona

Nach einer Umfrage des Berufsverbands CFA Institute rechnen viele Vertreter der Branche mit Konsolidierung und Insolvenzen infolge der Coronakrise. "Angesichts düsterer Wirtschaftsprognosen und wegbrechender Einnahmen gehen die Deutschen offenbar von entsprechenden Narben aus", hiess es dort. Mit Blick auf die langfristigen Effekte der Krise werde ein Trend zu mehr Skalierung und Automatisierung erwartet, um Kosten zu senken.

Reinke sieht in Skalierung kein Allheilmittel. "Viele Unternehmensberater laufen seit etlichen Jahren herum und stimmen das Lied vom ‘stuck in the middle’ an. Das heisst, nach ihren Vorstellungen können Asset Manager nur überleben, wenn sie entweder sehr gross werden oder sich als Boutique erfolgreich eine Nische suchen", sagte er. "Ich habe an diese These nie geglaubt." Wichtiger sei, wie gut ein Unternehmen geführt werde.

Mit einem verwalteten Vermögen von 360 Milliarden Euro zählt Union Investment im weltweiten Vergleich längst nicht zu den ganz Grossen der Branche. Im ersten Halbjahr sammelte das Unternehmen netto 4,3 Milliarden Euro an Neugeldern ein, allerdings fast ausschliesslich von privaten Kunden. Im institutionellen Geschäft wurden "im März einige wenige, aber grosse Mandate zurückgezogen, da einige grosse Adressen Liquidität benötigten", sagte Reinke. "Im zweiten Halbjahr sieht es unterm Strich bislang deutlich besser aus."

"Markt in Europa klar verteilt"

Dass Bewegung in der Branche ist, zeigt auch ein Blick auf die Wettbewerber. Die Fondsgesellschaft DWS, eine Tochter der Deutschen Bank AG, will nach eigenen Angaben eine aktive Rolle in der laufenden Konsolidierungsphase spielen. Allianz Global Investors, einer der Asset Manager von Europas grösstem Versicherer, plant derweil einen Stellenabbau in Deutschland.

Einem Schwenk in Richtung passiver Anlagestrategien teilte Reinke indes eine Absage. Wenn man solche margenschwache Produkte anbiete, lohne sich das betriebswirtschaftlich erst ab einer Grössenordnung von 100 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. "Jetzt schauen Sie sich mal den Markt in Europa an. Der ist bereits klar verteilt", sagte Reinke. "Ich sehe derzeit nicht, wieso sich der Einstieg deshalb lohnen sollte."

(Bloomberg)