Sollten die Aktienkurse länger so niedrig bleiben, “könnte ein cleverer Käufer günstig hochwertige Unternehmen erwerben”, sagte Lampe-Analyst Gordon Schönell. Einen möglichen Kandidaten sieht er in der Jenoptik. Dem Optoeletronikkonzern fehle ein starker Ankeraktionär, und bereits in den vergangenen Jahren habe es bei optischen Systemen Konsolidierungstendenzen gegeben, vor allem in den USA.

Als weiteres mögliches Ziel nennt Schönell den Frankfurter Gabelstapler- und Lagertechnikkonzern Kion. “Vor allem Kions Technologie zur Lagerautomatisierung ist wertvoll, und in dem Bereich gibt es weltweit kaum Möglichkeiten für Zukäufe”, erklärt er. Ein naheliegender potenzieller Interessent wäre Kions chinesischer Hauptaktionär Weichai Power, der bereits 45% der Aktien hält.

Chinesische Unternehmen könnten auch ein Auge auf die Motortechnologie der Deutz werfen, sagt Schönell, und nennt Sany Heavy Industry, den chinesischen Partner des Kölner Konzerns, als möglichen Interessenten.

Warburg-Analyst Eggert Kuls sieht die Heidelberger Druckmaschinen als ein potenzielles Übernahmeobjekt. ”Bei Heidelberger Druck gibt es immer wieder Diskussionen, dass der chinesische Großaktionär Masterwork seine Beteiligung aufstocken könnte”, erklärt er. Bei der aktuellen Bewertung könnte das wieder auf die Tagesordnung kommen, zumal Heidelberger Druckmaschinen in absehbarer Zeit wieder frisches Kapital benötigen dürfte, so Kuls.

SAP und Wirecard

Jenoptik sehe “momentan keine Indikation dafür”, dass jemand versuche, den Konzern zu übernehmen, erklärte ein Unternehmenssprecher. Sprecher von Kion und Heidelberger Druckmaschinen wollten keinen Kommentar abgeben. Deutz reagierte auf eine Anfrage nicht.

Unter den Autozulieferern könnte in der aktuellen Lage die Norma wegen ihrer guten Kundenbeziehungen in Europa und den USA zu einem Übernahmeziel werden, neben der SAF-Holland, sagte Harald Eggeling, Analyst bei Oddo, in einem Interview Ende März. Er nennt auch die angeschlagene Leoni - hier könnten Investoren an dem großen Kundenportfolio an Automobilherstellern und dem riesigen Orderbuch interessiert sein.

Ende März hatte die DZ Bank den Software-Riesen SAP und deren kleineren Konkurrenten Software sowie den Zahlungsdienstleister Wirecard als Unternehmen genannt, die im aktuellen Umfeld Übernahmeinteresse wecken könnten.

Ob es dazu kommt, ist indes offen. Deutschland werde seine “große Finanzkraft” einsetzen, auch um Unternehmen vor “unliebsamen Überraschungen” zu schützen, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz im März der Süddeutschen Zeitung.

(Bloomberg)