Im Kampf gegen die Corona-Krise geht China davon aus, den Höhepunkt der Virus-Epidemie hinter sich zu haben. "Im Grossen und Ganzen ist der Höhepunkt der Epidemie für China überschritten", sagte ein Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission am Donnerstag. "Die Zahl der Neuerkrankungen geht zurück."

Die am schwersten betroffene Provinz Hubei, in deren Hauptstadt Wuhan die Epidemie zuerst ausbrach, verzeichnete nach Angaben der Behörden mit acht Neuinfektionen erstmals nur eine einstellige Zahl. Die Behörden lockerten ihre strengen Auflagen und Verbote zur Eindämmung vorsichtig weiter und mehr Unternehmen nahmen ihre Arbeit wieder auf. Die regierenden Kommunisten warnten allerdings, dass die Lage schwierig bleibe und es noch mehr Ansteckungen geben könne.

Der leitende medizinische Berater der chinesischen Regierung erwartet, dass die globale Ausbreitung des Erregers in einigen Monaten gestoppt werden kann. Die Coronavirus-Pandemie werde wohl bis Juni vorbei sein, wenn alle Länder entschlossene Massnahmen ergreifen, sagte der Epidemiologe Zhong Nanshan, der in China für seine Hilfe bei der Bekämpfung des ähnlichen Sars-Ausbruchs 2003 bekannt ist. Zudem seien viele der nach China eingeschleppten Fälle ohne Symptome, und die Re-Infektionsrate unter den genesenen Patienten sei gering.

80 Prozent bereits genesen

Insgesamt meldete China 15 Neuinfektionen, nach 24 am Mittwoch. Sieben Fälle seien ausserhalb Hubei festgestellt worden, davon seien sechs aus dem Ausland eingeschleppt worden, teilte die Gesundheitskommission mit. Die Fälle in Hubei seien alle in Wuhan registriert worden, wo das neuartige Virus Ende Dezember erstmals auftauchte. Insgesamt haben sich demnach in China 80'793 angesteckt. Bis Dienstag seien 62'793 und damit fast 80 Prozent der Infizierten genesen. Die Zahl der Todesfälle stieg den Angaben zufolge bis Mittwoch um elf auf 3169.

Die Elf-Millionen-Metropole Wuhan mit einer grossen Automobilindustrie wurde von den Behörden am 23. Januar abgeriegelt. Die Provinzregierung lockerte nun Reisebeschränkungen für vier Regionen. Die Industrieproduktion soll allmählich wieder anfahren. Die Erholung der Industrie von ihrem Einbruch in den vergangenen beiden Monaten nimmt dem Handelsministerium zufolge bereits Fahrt auf.

Geschäfte sollen sich im März erholen

Die Belebung beschleunige sich, sagte ein Vertreter des Ministeriums. Der Autoabsatz in China brach im Februar um knapp 80 Prozent auf das Niveau von 2005 ein. Der Absatz rutschte um 79 Prozent auf 310'000 Fahrzeuge, was der bisher grösste monatliche Rückgang war. Der Branchenverband CAAM rechnet aber damit, dass sich die Geschäfte im März "definitiv" erholen und im dritten Quartal dann wieder normalisieren werden.

Ministerpräsident Li Keqiang warnte allerdings davor, die Auswirkung der Epidemie auf die chinesische Wirtschaft zu unterschätzen. China müsse alles tun, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Eine leichte Schwankung beim Wachstum in diesem Jahr sei nicht von erheblicher Bedeutung.

(Reuters)