Ein Grossaktionär der Credit Suisse hat Bankchef Tidjane Thiam den Rücken gestärkt: David Herro, stellvertretender Chairman von Harris Associates, sagte am Montag auf Bloomberg TV, er stehe zu 100 Prozent hinter dem CEO der Schweizer Bank. Zuvor hatten informierte Personen von zunehmenden Spannungen zwischen Thiam und Präsident Urs Rohner berichtet.

Thiam habe der Bank zu stabilen Ergebnissen und Wachstum verholfen, sagte Herro am Montag im Fernsehinterview mit Francine Lacqua von Bloomberg. Seiner Meinung nach läuft in den letzten Monaten eine Kampagne gegen Thiam, um ihm "etwas anzuhängen". Die Investmentgesellschaft Harris Associates ist einer der Top-Aktionäre der Credit Suisse.

Bei Credit Suisse positionieren sich Thiam und Rohner für einen Machtkampf, nachdem der jüngste Beschattungsskandal dem Ruf der Bank und der Führungsspitze geschadet hat. Während Rohner unterrichteten Kreisen zufolge eine Liste mit möglichen CEO-Kandidaten erstellt, fordern Thiams Verbündete den Verwaltungsratspräsidenten auf, nächstes Jahr zum Ende seiner Amtszeit den Hut zu nehmen.

Herro ist seit langem Unterstützer Thiams

Herro war während der Spionageaffäre der Bank einer der stärksten Fürsprecher Thiams in der Öffentlichkeit. Vergangene Woche erklärte er, Thiam sollte seiner Meinung nach im Amt bleiben und der Verwaltungsrat werde nach "bewährter Praxis" 2021 einen Ersatz für Rohner suchen. Auf dem Höhepunkt des Skandals im Herbst beunruhigte ihn die Aussicht, dass die Bank Spitzenmanager ablösen könnte.

Sein Unternehmen unterstütze uneingeschränkt die Massnahmen des Credit-Suisse-Managements, rechtliche Schritte zum Schutz des Unternehmens einzuleiten, sagte Herro damals.

Bei dem Skandal im vergangenen Jahr ging es um die Beschattung von Iqbal Khan, den ehemaligen Chef der Vermögensverwaltung, im Auftrag eines Vertrauten Thiams. Während Credit Suisse den Vorfall als einen Einzelfall bezeichnete, stellte sich heraus, dass der Auftraggeber, Chief Operating Officer Pierre-Olivier Bouee, auch die Überwachung des ehemaligen Personalchefs Peter Goerke angeordnet hatte.

Zusammenarbeit Thiam-Rohner belastet

Eine Untersuchung der Schweizer Anwaltskanzlei Homburger ergab, dass Bouee eigenmächtig handelte. Damit war Thiam entlastet, und Rohner entschuldigte sich öffentlich für den Vorgang. Dennoch belastetet der Skandal die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem CEO und dem Präsidenten.

Und die Enthüllungen über die Unternehmenskultur bei der Bank nehmen zu - von Temperamentsausbrüchen leitender Manager in Zürich bis hin zu weiteren Einblicken in den Zwist zwischen Thiam und Khan. Schweizer Medien zufolge will Bouee nun rechtliche Schritte prüfen, da er wegen Kündigung aus wichtigem Grund Bonuszahlungen in Höhe von etwa 4 Millionen Dollar verliert.

Thiam, der 2015 von Rohner eingestellt wurde, hat die Unterstützung der Aktionäre gewonnen, da er die Bank - durch Rückbau des Handelsgeschäfts und Verstärkung der Vermögensverwaltung - wieder stabilisiert hat. Doch Kosteneinsparungen und Bilanzstärkung zum Trotz hat der Aktienkurs der Credit Suisse seit seiner Amtsübernahme fast ein Viertel des Werts eingebüsst.

(Bloomberg/AWP)