Die Credit Suisse-Aktionäre haben CS-Präsident Axel Lehmann sowie die restlichen Verwaltungsratsmitglieder wiedergewählt. Allerdings lagen die Ja-Stimmen für die einzelnen Mitglieder nur gerade zwischen 50 und knapp 56 Prozent.

Der mit einem Stimmenmehr von 55,7 Prozent wiedergewählte Lehmann bedankte sich bei den Aktionärinnen und Aktionären für das Vertrauen. Der CS-Verwaltungsrat werde nun bis zum Zusammenschluss mit der UBS weiterhin den ordentlichen Geschäftsgang sichern und dabei den ordnungsgemässen Geschäftsverlauf sicherstellen, sagte er.

Noch sieben Verwaltungsräte

Zuvor hatten sich VR-Präsident Lehmann wie auch CEO Ulrich Körner in zahlreichen Voten die Wut und Enttäuschung der Aktionäre über das unrühmliche Ende der traditionsreichen Bank anhören müssen. Im Vorfeld hatten sich diverse Aktionärsgruppen wie etwa der einflussreiche US-Stimmrechtsberater Glass Lewis oder der norwegische Staatsfonds gegen eine Wiederwahl von Lehmann sowie einer Reihe weiterer Verwaltungsräte ausgesprochen.

Mehrere Verwaltungsräte stellten sich nicht mehr zur Wiederwahl, wie erst zu Beginn der Generalversammlung bekanntgegeben wurde. Es handelte sich um Shan Li, Seraina Macia, Blythe Masters, Richard Meddings und Ana Paula Pessoa. Damit traten fünf von 12 Verwaltungsräten nicht mehr an. Mit den nun wiedergewählten Mitgliedern besteht der Verwaltungsrat nun noch aus sieben Mitgliedern, was gemäss der Statuten der Credit Suisse die Mindestzahl ist.

Seit 2022 im Amt

Lehmann hatte das Präsidentenamt bei der Credit Suisse im Januar 2022 übernommen, als sein Vorgänger António Horta-Osório wegen Verstössen gegen Corona-Regeln zurücktreten musste. Der VR-Präsident und der im Juli 2022 angetretene CEO Ulrich Körner hatten noch im vergangenen Oktober einen tiefgreifenden Umbauplan für die Grossbank vorgelegt.

Die seit den Debakeln um die Greensill-Fonds und den Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von 2021 schwer angeschlagene Bank schlitterte im Jahr 2022 aber noch tiefer in die roten Zahlen, das schwindende Vertrauen der Kunden zeigte sich zudem in massiven Kapitalabflüssen.

Nachdem sich die Situation der CS noch einmal dramatisch verschlechtert hatte, hatten Bundesrat sowie die Schweizerischen Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma am 19. März, einem Sonntag, den Verkauf der Grossbank an die Konkurrentin UBS verfügt.

Die Aktionäre beider Grossbanken haben dabei keine Mitsprache. Mit dem festgelten Übernahmepreis, der in UBS-Aktien ausbezahlt wird, erleiden die CS-Aktionäre auf ihren Anteilen alleine im laufenden Jahr einen Verlust von rund 70 Prozent.

Abstimmung über Änderung Aktienkapital und Kapitalband abgelehnt

Zudem kann die Generalversammlung der Credit Suisse über einen Antrag des Verwaltungsrats nicht abstimmen. Für die Absegnung einer Statutenänderung zum Änderung des Aktienkapitals und der Einführung eines Kapitalbandes wurde das notwendige Präsenzquorum von mindestens 50 Prozent des Aktienkapitals nicht erreicht.

Die Abstimmung über diesen Punkt entfällt somit, wie Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann am Dienstag im Hallenstadion in Zürich sagte.

Insgesamt waren 1,578 Milliarden Aktienstimmen vertreten. Das sind knapp 40 Prozent aller 4,002 Milliarden Aktienstimmen. Rund 13 Millionen Aktienstimmen entfielen auf die 1748 Aktionäre im Saal, der Rest auf den unabhängigen Stimmrechtsvertreter.

Wegen der Rettung durch den Bund und die UBS und den Turbulenzen war bereits eine Woche zuvor bekannt geworden, dass nicht über alle Anträge abgestimmt werden kann. So ist durch die Verfügung des Bundesrates etwa die Ausschüttung von Dividenden verboten.

"Die Traktandenliste bleibt unverändert bestehen. Aber wir können nicht über alle Punkte abstimmen", sagte Lehmann. Neben der Abstimmung über die Dividenden hatte die CS im Vorfeld der GV die Abstimmung über die Entlastung der Mitglieder von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sowie über die Vergütung der Geschäftsleitung zurückgezogen.

(AWP)