Die krisengeplagte Credit Suisse weist wegen Abschreibungen im Zusammenhang mit ihrem Konzernumbau im dritten Quartal einen Milliarden-Verlust aus. Belastet auch vom Investmentbanking verbuchte die Grossbank eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge einen Fehlbetrag von vier Milliarden Franken. Darin enthalten sei eine Wertberichtigung wegen der Strategieüberprüfung von 3,7 Milliarden Euro. Analysten hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge durchschnittlich mit einem Fehlbetrag von 413 Millionen Franken gerechnet.

Die Börse reagiert negativ auf das Strategie-Update und die neusten Quartalszahlen: Die Aktien der Credit Suisse verlieren zu Handelsbeginn am Donnerstag 6 Prozent.

"Das dritte Quartal und der bisherige Jahresverlauf 2022 wurden durch die anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen erheblich beeinträchtigt", erklärte CEO Ulrich Körner. "Dies führte zu schwächeren Ergebnissen, insbesondere bei unserer Investment Bank". Dort verbuchte die Bank einen Vorsteuerverlust von 640 Millionen Euro.

Die Credit Suisse will mit einer radikal restrukturierten Investmentbank und mit Sparmassnahmen aus der Krise finden. Das sieht der am Donnerstag veröffentlichte Strategie-Update der Grossbank vor, über den bereits seit Wochen spekuliert wurde.

Die Restrukturierung führt zum sofortigen Abbau von 2700 Stellen oder 5 Prozent der Beschäftigten, wie die zweitgrösste Schweizer Bank mitteilte. Ende 2025 werde die Gruppe noch rund 43'000 Angestellte haben verglichen mit rund 52'000 aktuell. Die Massnahmen sollen dazu führen, dass die jährlichen Kosten bis 2025 auf noch 14,5 Milliarden Franken sinken. Zuletzt lag die "Kostenbasis" bei rund 16,8 Milliarden.

In der zuletzt stark verlustbringenden Investment Bank-Sparte will die Credit Suisse einen signifikanten Anteil am Bereich "Securitized Products" an eine Konsortium um das Private Equity Unternehmen Apollo verkaufen. Im Rahmen der vorgeschlagenen Transaktion würden von Apollo und der Fondsgesellschaft Pimco verwaltete Anlagevehikel den Grossteil der SPG-Vermögenswerte und andere damit verbundene Finanzierungsgeschäfte von der CS erwerben und eine Vereinbarung zur Anlageverwaltung abschliessen. Die neuen Besitzer würden dann die verbleibenden Vermögenswerte im Namen der Credit Suisse verwalten, das SPG-Team für die neue Plattform einstellen und bestimmte fortlaufende Dienstleistungen von der Credit Suisse zur Kundenpflege erhalten, wie es weiter heisst.

Ausserdem lässt die CS einen alten Namen wieder aufleben - Credit Suisse First Boston oder kurz CSFB. Die Kapitalmarkt- und Beratungsaktivitäten der jetzigen Investment Bank sollen laut der heutigen Mitteilung nach einer Übergangsphase in diese neue CSFB mit Sitz in New York übergehen. Diese soll eine Firma mit einer "partnerschaftlichen Kultur" werden und "wettbewerbsfähig und attraktiv für Ankerinvestoren, Mitarbeiter und unternehmerische Kunden" sein, heisst es. Die künftige CSFB solle Kapital von Dritten anziehen und eine langfristige Partnerschaft mit der neuen Credit Suisse eingehen.

Rückzug aus weiteren Investment Bank-Geschäften

Aus weiteren Investment Bank-Geschäften will sich die Credit Suisse zurückziehen. Die aufgegebenen Geschäfte werden nun noch in einer Abwicklungseinheit (Capital Release Unit (CRU) geführt. Bis 2025 soll rund 80 Prozent des Kapital den Divisionen Vermögensverwaltung, Schweizer Bank und Asset Management zugeteilt werden. Zudem will die Bank 4 Milliarden Franken mit einer Kapitalerhöhung aufnehmen.

Der Umbau ist der bisher drastischste Versuch, die Credit Suisse zu sanieren, nachdem riesige Verluste und ein Management-Chaos ihren Status als eines der angesehensten Kreditinstitute Europas erschüttert haben. Chief Executive Officer Ulrich Körner und Chairman Axel Lehmann stehen nun vor der Aufgabe, die Neuaufstellung durchzuführen und gleichzeitig die Wealth-Management-Sparte zu schützen, die die Zukunft der Bank bestimmen wird.

"Dies ist ein historischer Moment für die Credit Suisse", sagte Körner in der Mitteilung. "Wir bauen die Investmentbank radikal um, um eine neue Bank zu schaffen, die einfacher und stabiler ist und deren Geschäftsmodell sich stärker an den Kundenbedürfnissen orientiert."

Erneut zogen Millionäre und Milliardäre im dritten Quartal Vermögen aus der Credit Suisse ab. Das Netto-Neugeld, das einen Hinweis auf die zukünftigen Erträge liefert, belief sich auf minus 12,9 Milliarden Franken. Im Vorquartal hatten sich die Abflüsse auf 1,4 Milliarden Franken belaufen. Die Kernkapitalquote (CET1 Ratio) verschlechterte sich per Ende September auf 12,6 Prozent von 13,5 Prozent Ende Juni. Bisher hatte die Bank für die zweite Jahreshälfte einen Wert zwischen 13 und 14 Prozent und mittelfristig über 14 Prozent angepeilt. 

(Reuters/cash)