Zuerst wurde die Credit Suisse für den Margendruck bei Julius Bär in Sippenhaft genommen, dann für den enttäuschenden Zahlenkranz der Erzrivalin UBS. Nun schreibt die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken im Schlussquartal einen Milliardenverlust.

Schuld sind nicht nur ein milliardenschwerer Goodwill-Abschreiber auf der einstigen Übernahme von Donaldson, Lufkin & Jenrette und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten oder Restrukturierungskosten, sondern auch wegbrechende Erträge. Mit 4,2 Milliarden Franken liegen letztere substanziell unter den 6,4 Milliarden Franken aus dem Vorjahr. Händler bezeichnen den Zahlenkranz als "ein Desaster".

Diese Meinung teilen auch die Anleger. So taucht die CS-Aktie an der Schweizer Börse SIX zur Stunde noch immer um 11,2 Prozent auf 14,68 Franken und damit weit unter die bisherigen Mehrjahrestiefstkurse vom Sommer 2012 bei 16 Franken.

Flurbereinigung unter dem neuen Chef

Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst schreibt, konnte die Schweizer Grossbank selbst die seines Erachtens tiefen Erwartungen nicht erfüllen. Wie bei der UBS habe sich auch bei der Credit Suisse die Zurückhaltung der Kunden deutlich im Resultat niedergeschlagen. Gerade im Wealth Management, wo das Unternehmen ihr grösstes Wachstumspotenzial sieht, kommt es dem Experten zufolge momentan nicht vom Fleck.

Händler führen den Milliardenverlust nicht zuletzt auf eine Flurbereinigung unter dem neuen CS-Chef Tidjane Thiam zurück. Allerdings warnt man gerade bei der Zürcher Kantonalbank vor einem weiteren Abschreibungsbedarf für Rechtsrisiken sowie vor möglichen steigenden Kreditrisikokosten, insbesondere bei Ausleihungen im Ölsektor. Die Credit Suisse selber beziffert die Exponierung auf 9,1 Milliarden Franken, was dem Analysten zufolge 28 Prozent des Kernkapitals (Tier 1) entspricht. Allen diesen Risiken zum Trotz stuft er die Aktie weiterhin mit "Marktgewichten" ein.

Kurszielreduktionen treffen ein - Analysten sind sich uneins

Auch die Eigenkapitalbasis ist am Donnerstagmorgen in Analystenkreisen ein heiss diskutiertes Thema. Zwar hat sich diese im Zuge der Kapitalerhöhung verbessert. Allerdings deutlich weniger stark als angenommen, so schreibt der für die Bank Vontobel tätige Berufskollege. Er macht bei der pro-forma mit 12,2 Prozent angegebenen Kernkapitalquote (Tier 1) noch immer einen Rückstand zu jener von 14,5 Prozent der UBS aus. Hingegen begrüsst er die beim Leverage Ratio erzielten Fortschritte.

Bei der Bank Vontobel wird das 20 Franken lautende Kursziel für die mit "Hold" eingestufte CS-Aktie in negative Revision genommen. Nicht nur bei Worten bleibt es seitens des Analysten der Deutschen Bank. Er streicht seine Gewinnschätzungen um knapp 28 Prozent zusammen und errechnet neu ein Kursziel von 18 (22) Franken für die ebenfalls mit "Hold" empfohlene Aktie.

Auch bei der Citigroup sind die enttäuschenden Kapitalquoten ein Thema. Aufgrund der langfristig intakten Aussichten und dem geringen Risiko einer weiteren Kapitalerhöhung hält die amerikanische Grossbank jedoch an ihrer Kaufempfehlung fest. Bei J. Safra Sarasin wird auf die sowohl absolut günstige als auch im Vergleich zur Rivalin UBS tiefen Bewertung der ebenfalls zum Kauf empfohlenen Aktie hingewiesen. Auch der Berufskollege von Nomura weist auf die auf längere Sicht intakten Aussichten hin, macht kurzfristig aber kaum Gründe für steigende Kurse aus. Dennoch stuft er die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 30 Franken ein.