Vor einer Woche sagte der Finanzchef der Credit Suisse quasi in letzter Minute seine Teilnahme an einer von Morgan Stanley organisierten Investorenkonferenz ab. Zu diesem Zeitpunkt war ihm vermutlich noch nicht bewusst, dass er damit an der Börse in ein Wespennest stechen würde. Aus Angst vor einer weiteren Ergebnisenttäuschung rauschte die Aktie seines Arbeitgebers alleine an diesem Tag um über 5 Prozent in die Tiefe.

Nun ergibt jedoch alles einen Sinn: Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken beschleunigt die Restrukturierung. Das Kosteneinsparziel wird von 3,5 auf 4,3 Milliarden Franken erhöht, davon werden schon in diesem Jahr 1,7 Milliarden Franken angestrebt.

Das scheint auch dringend nötig, fallen die Aussagen zur Geschäftsentwicklung im bisherigen ersten Quartal erwartungsgemäss ernüchternd aus. Das kapitalintensive Investment Banking läuft schleppend, weshalb weitere ausserordentliche Abschreibungen drohen. Besser späte als gar keine Einsicht, so lautet der Tenor.

Das sehen auch die Anleger so. An der Schweizer Börse SIX gewinnt die CS-Aktie jedoch nur noch 2,3 Prozent auf 14,65 Franken, nachdem sie in der ersten Handelsstunde noch bis zu 14,97 Franken galt. Beobachter berichten von grösseren Anlage- und Deckungskäufen aus dem Ausland.

Neugeldzufluss in den wichtigsten Geschäftsfeldern

In einem Kommentar begrüsst der für die Bank Vontobel tätige Analyst die Beschleunigung der Kosteneinsparungen und die geplante Reduktion der risikogewichteten Aktiven im Investment Banking. Durch die Massnahmen werde die Kernkapitalquote (Tier 1) bis Ende Jahr auf 11 bis 12 Prozent steigen. Er selber sei bislang von einer Kernkapitalquote von 10,9 Prozent ausgegangen, so schreibt er.

Den Zeitpunkt für einen Befreiungsschlag hält der Experte zwar für gut. Allerdings befürchtet er, dass durch die Massnahmen im ersten Moment zusätzliche Kosten entstehen. Dass sich die Grossbank für das vermutlich noch für längere Zeit schwierige Umfeld fit macht, erachtet er dennoch als richtig.

Besser spät als nie...

Positiv beurteilt er die starke Nettoneugeldentwicklung in den für die Credit Suisse wichtigsten Geschäftsbereichen. Er nimmt deshalb das 16,50 Franken lautende Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie in Überprüfung.

Etwas verhaltener fällt die Beurteilung des für die Zürcher Kantonalbank tätigen Berufskollegen aus. Die überraschend angekündigten Massnahmen würden vieles von dem beinhalten, was bereits im Herbst von der Grossbank erwartet worden wäre. Die damals kommunizierten Ziele seien ohne kräftigen Rückenwind von den Märkten sowieso kaum zu erreichen gewesen, so schreibt er weiter.

Gleichzeitig warnt der Analyst jedoch davor, dass ein scharfer Rückbau der risikogewichteten Aktiven typischerweise auch mit spürbaren Ertragseinbussen verbunden seien. Er sieht die Credit Suisse verlorenes Terrain gutmachen zu wollen und stuft deren Aktie deshalb weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Drohen zusätzliche Kosten?

Auch der Analyst der UBS Investmentbank gibt sich eher vorsichtig. Obschon er die beschleunigten Massnahmen ebenfalls begrüsst, kann er noch immer nicht abschätzen, ob 2016 bloss zu einem Übergangsjahr oder aber zu einem weiteren verlustreichen Jahr für das Unternehmen wird.

Die Aussagen zur Ertragsentwicklung im Handelsgeschäft erachtet der Experte als sehr schwach. Dazu könnten Verluste aus der Schrumpfung der Investmentbank kommen, so seine Angst. Er hält fürs erste am "Neutral" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 14 Franken fest.