Was die Spatzen am Hauptsitz der Credit Suisse in Zürich schon seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit heute Gewissheit: Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge wartet die Grossbank für einmal mit einem überzeugenden Zahlenkranz auf.

Sowohl beim Vorsteuergewinn als auch beim Konzernergebnis werden die jeweiligen Konsensschätzungen im zurückliegenden dritten Quartal klar übertroffen. Der Nettoneugeldzufluss verlangsamte gegenüber dem Vorquartal zwar, übertraf aber dennoch die Erwartungen.

In ersten Reaktionen aus der Analystengemeinde wird deshalb grosszügig über den erneuten Margenrückgang im Private Banking und die vorsichtigen Aussagen zum bisherigen Oktober hinweggeschaut. Am frühen Nachmittag gerät die Aktie der Credit Suisse unter Druck und verliert 1,5 Prozent auf 24,67 Franken. Beobachter berichten von Verkaufsaufträgen aus dem angelsächsischen Raum.

Sonderfaktoren haben spürbar geholfen

Wie die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar schreibt, haben die ausgewiesenen Reingewinnzahlen der Credit Suisse die Markterwartungen übertroffen. Die Bereinigung der Sonderfaktoren trübe dann aber das rosige Bild, das auf den ersten Blick entstehe. Am stärksten habe die Investmentbank zur Ergebnisüberraschung beigetragen, so sich das Fixed Income Geschäft aber auch das Kapitalmarktgeschäft sehr gut entwickelt hätten.

Enttäuschend sei hingegen das Ergebnis im Wealth Management ausgefallen. Sowohl die Bruttomarge als auch die Nettomarge seien negativ beeinflusst worden. Die Fortschritte bei der Kernkapitalquote decken sich dem Analysten zufolge mit den Erwartungen. Er stuft die Aktie der Grossbank weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Wealth Management mit Licht und Schatten

Sein für die UBS-Investmentbank tätiger Berufskollege zeigt sich überrascht vom starken Konzernergebnis. Dieses liege um nicht weniger als 39 Prozent über den Konsensschätzungen. Die Differenz zwischen den effektiven Zahlen und den Erwartungen sei auf einen höheren Ergebnisbeitrag aus dem Investment Banking zurückzuführen, so schreibt er. Jener aus dem Wealth Management decke sich hingegen weitestgehend mit seinen Erwartungen. Einzig die Margenentwicklung bezeichnet der Analyst als etwas enttäuschend. Den vorliegenden Zahlenkranz bezeichnet er deshalb als durchzogen. Die Aktie der Credit Suisse wird wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 26 Franken eingestuft.

Im Kommentar der Bank Vontobel wird vermutet, dass ein starker September das Ruder im Investment Banking noch herumreissen und das Quartal letztendlich retten konnte. Einmal mehr eher enttäuschend sei die Entwicklung im Wealth Management ausgefallen. Die Credit Suisse bleibe damit im höchsten Grad vom Investment Banking und damit von den Stimmungsschwankungen an den Finanzmärkten abhängig. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Hold" und das Kursziel 28 Franken.

Ergebnisqualität wirft Fragen auf

Während bei Jefferies International die mässige Ergebnisqualität bemängelt wird, bezeichnet man den Zahlenkranz im Aktienhandel der MainFirst Bank als "gewohnt durchzogen".